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Spinnenläufer Scutigera coleoptrataScutigeridae

Status

In Europa indigen

Verbreitung

Ursprünglich östlicher Mittelmeerraum, inzwischen bis zum Mittelrhein  vorgedrungen

Vorkommen in Deutschland

Vorkommen nördlich der Alpen sind seit über 100 Jahren bekannt. Seit 2000 vermehrtes Auftreten entlang des Oberrheins und im westlichen Bodenseegebiet. In Karlsruhe und Stuttgart gibt es mittlerweile stabile Populationen.

Ausbreitungsweg

Scutigera coleoptrata besiedelte nach der letzten Eiszeit einzelne Gebiete nördlich der Alpen, z. B. die Region um den Kaiserstuhl. Die Tiere werden durch menschliche Aktivitäten und Verkehrsmittel weit verschleppt, sie können sich im Freiland aber nur in wärmeren Regionen mit Sommerdurchschnittstemperatur von über 16 °C halten, vielfach zunächst in Gebäuden. Die fortschreitende Erhöhung der durchschnittlichen Temperaturen im Zuge des Klimawandels ermöglicht die deutliche Ausweitung des Verbreitungsareals.

Lebensweise

Spinnenläufer sind nachtaktive Räuber mit großen, leistungsfähigen Komplex­augen. Tagsüber verstecken sie sich z. B. unter Steinen oder in Gebäuden hinter Schränken oder Bildern. Sie jagen andere Gliedertiere wie Insekten, Spinnen und Asseln. Mit ihren 15 langen und sehr gut mit Muskeln versorgten Beinpaaren sind Spinnenläufer sehr schnell (bis 45 cm/Sekunde) und können so auch größere Beutetiere erreichen und mit ihren kräftigen Giftklauen überwältigen. Im Frühling legen die Weibchen 60 oder mehr Eier in ihren Verstecken. Die Larven häuten sich 6-mal bis sie ausgewachsen sind und auch die Adulten häuten sich noch regelmäßig. Dabei können verletzte oder verlorene Extremitäten wieder vollständig hergestellt werden. Spinnenläufer haben eine Lebenserwartung von drei oder mehr Jahren.

Auswirkung auf Ökosysteme

Spinnenläufer stehen als effektive Jäger in natürlicher Konkurrenz mit anderen räuberischen Gliedertieren, besonders Jagdspinnen.

Nutzanwendung

Spinnenläufer sind gute Schädlingsvertilger, sie erbeuten sogar Großschaben. In Weinbergen können sie Bedeutung als Schädlingsbekämpfer erhalten.

Auswirkungen auf den Menschen

Spinnenläufer können mit ihren kräftigen Kieferklauen die menschliche Haut zumindest an dünnen Stellen durchdringen. Der Giftbiss ist für Menschen etwa so schmerzhaft wie ein Bienen-oder Wespenstich. Bisher sind aber nur wenige Bisse von Spinnenläufern dokumentiert. Da die Tiere sehr scheu und nachtaktiv sind, kommen sie auch in Wohnungen nur selten in Kontakt mit Menschen. Trotz ihrer beeindruckenden Gestalt und Geschwindigkeit sind sie also für den Menschen nicht gefährlich.

Sonstiges

Quellenangabe

Schlotmann, F. (2010): Weitere Nachweise und aktuelle Übersicht zur Verbreitung des Spinnenläufers (Scutigera coleoptrata) (L.) in Deutschland. – Fauna Flora Rheinland-Pfalz 11: 1377–1384.

Zimmermann, K. (2019): Spinnenläufer erobern das westliche Mitteleuropa – Pest Control News 67: 6-9.

Zimmermann, K., Müller, G. (2020): Klimawandel begünstigt Ausbreitung von Scutigera coleoptrata – DGaaE-Nachrichten 34: 82.