Bananenspinnen Phoneutria boliviensisCtenidae
Status
Nicht etablierte Neobiota
Verbreitung
Für die meisten Arten Süd- und Mittelamerika.
Vorkommen in Deutschland
Bereits in den 1950er Jahren wurden vermehrt mit Bananen eingeschleppte Spinnenarten gemeldet. Bisher konnte sich noch keine dieser tropischen Arten etablieren.
Ausbreitungsweg
In die EU werden jährlich über 5 Mill. Tonnen Bananen eingeführt, der größte Anteil aus Ekuador, Kolumbien und Costa Rica. In diesen und anderen Süd- und Mittelamerikanischen Ländern sind mehrere große Jagdspinnen-Arten in Bananenplantagen häufig und gelangen so mit den als zusammenhängende Fruchtstände in Containern transportierten Bananen nach Europa. Bisher konnte sich noch keine dieser tropischen Arten etablieren.
Besonders gefürchtet werden Kammspinnen der Gattung Phoneutria. Diese Arten verfügen über für den Menschen schmerzhafte und teilweise lebensgefährliche Gifte. In den Ländern, die den Großteil der Bananen in die EU liefern, kommt nach neuesten Erkenntnissen häufig Phoneutria depilata (bisher als P. boliviensis gemeldet) vor. Deren Gift wirkt bei weitem nicht so stark auf Menschen wie das der brasilianischen Phoneutria nigriventer, mit der sie oft verwechselt wird. P. nigriventer kommt aber in diesem Gebiet überhaupt nicht vor. In Kolumbien und Ekuador gibt es auch die „echte“ Phoneutria boliviensis und noch weitere Arten - Phoneutria fera und P. reidyi. Diese amazonischen Arten werden aber sehr selten in Bananen gefunden. In Mittelamerika sind noch andere große Spinnen der Gattung Cupiennius (Trechaleidae) häufig - vor allem in Costa Rica und Panama. Auch diese gelangen deshalb mit Bananen nach Europa und werden dann häufig für Phoneutria gehalten, weil sie ihnen sehr ähnlich sehen und ähnlich groß werden. Diese Spinnen sind aber harmlos, die Wirkung ihres Bisses ist mit einem Wespenstich vergleichbar. Gleiches gilt auch für die Warmhaus-Riesenkrabbenspinne Heteropoda venatoria, eine ursprünglich aus Asien stammende Art, die inzwischen weltweit in den Tropen zu finden ist, und in Deutschland in einigen Gewächshäusern ausgesetzt wurde, um Schaben zu kontrollieren.
Lebensweise
Große Jagdspinnenarten der Kammspinnen, Fischerspinnen und Riesenkrabbenspinnen leben in allen tropischen Regenwäldern und Plantagen. Einige der häufigsten Arten finden tagsüber unter den großflächigen Blättern und zwischen den Fruchtständen der Bananen Schutz und Versteck. Nachts jagen sie Wirbellose sowie kleine Wirbeltiere wie Frösche und Eidechsen.
Auswirkung auf Ökosysteme
Keine, da die Arten sich nicht etablieren konnten.
Auswirkungen auf den Menschen
Die Kammspinnen der Gattung Phoneutria besitzen für den Menschen schmerzhafte, in seltenen Fällen lebensgefährliche Gifte, während die Bisse anderer Arten in der Wirkung eher mit Wespenstichen vergleichbar sind. Die Wahrscheinlichkeit von gesundheitlichen Schäden infolge eines Bisses irgendeiner exotischen Spinne ist jedoch gering.
Maßnahmen
Keine
Sonstiges
Weblinks zu diesen Arten:
https://www.smnk.de/forschung/zoologie/wissenswertes/bananenspinnen
Quellenangabe
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