Gemeiner Holzbock Ixodes ricinusIxodidae
Status
Indigen
Verbreitung
Europa (west-paläarktisch), in ausbreitung nach Norden und in höhere Gebirgslagen
Vorkommen in Deutschland
Seit Ende der letzten Eiszeit
Ausbreitungsweg
Selbst bewegen sich Zecken nur über Distanzen von wenigen Metern während sie auf Wirte warten. Als weitgehend wirtsunspezifische Art kann sich Ixodes ricinus aber über viele, auch flugfähige Wirte (Vögel) leicht und weit verbreiten.
Lebensweise
Ixodes ricinus, der Gemeine Holzbock ist die häufigste Zeckenart in unseren Wäldern und Wiesen, in städtischen Parks, Grünanlagen und Gärten. Diese Zecken lauern am Boden oder auf niedriger Vegetation (bis in 1 m Höhe), z.B. im Gras, auf den passenden Wirt. Ixodes ricinus parasitiert an den meisten Säuger-, Vogel- und Reptilienarten, die Nymphen bevorzugt an Kleinsäugern, erwachsene Zecken häufig an größeren Säugetieren, inklusive Menschen und unseren Haustieren. Holzböcke saugen in allen Lebensphasen Blut der Wirte, dabei sind die Männchen im Gegensatz zu den Weibchen nicht auf eine Blutmahlzeit zur Fortpflanzung angewiesen. Weibchen können bis zu einer Woche am Wirt saugen und das 100- bis 200-fache ihrer eigenen Körpermasse zu sich nehmen. Ein Weibchen legt zwischen 1.000 und 2.500 Eier.
Auswirkung auf Ökosysteme
Parasiten sind wichtige natürliche Glieder der Nahrungsnetze in allen Ökosystemen. Durch die Schädigung ihrer Wirte und als Vektoren für Krankheitserreger weisen sie vielfältige direkte und indirekte Wechselwirkungen auf. Parasiten kontrollieren Wirtspopulationen, reduzieren dominante Arten bzw. dichte Populationen und stärken die Immunsysteme der Wirte. In der Regel haben sie positiven Einfluss auf die Artenvielfalt.
Auswirkungen auf den Menschen
Der Holzbock ist die medizinisch wichtigste Zeckenart in Deutschland, da sie am häufigsten den Menschen befällt. Der Stich der Zecken ist nicht schmerzhaft und in der Regel werden die Zecken während der Blutmahlzeit am Mensch entdeckt und getötet, so dass sie nicht mehr zur Fortpflanzung kommen. Ixodes ricinus kann eine Vielzahl von Human-Pathogenen, darunter Viren (FSME FrühSommer-MeningoEnzephalitis-Virus), Bakterien (Borrellien, Rickettsien) und Einzeller (Babesien) übertragen und so fieberhafte Erkrankungen, Hirnhautentzündungen, multisystemische Borreliose, Zeckenfleckfieber oder Babesiose verursachen.
Maßnahmen
Die Kontrolle von Zeckenpopulationen im Freiland ist aufgrund ihrer Häufigkeit, der komplexen Nahrungsketten und teilweise noch unzureichenden Kenntnissen von Habitatpräferenzen und Wirtspopulationsdynamiken, wenig aussichtsreich. Auswirkungen von Landschaftspflegemaßnahmen sind noch nicht völlig verstanden. Verbesserte Kenntnisse zu Wirtspopulationen und deren Wechselwirkungen mit den Zeckenpopulationen unter unterschiedlichen Klimaszenarien sind wichtige Voraussetzungen für Maßnahmen. Anzustreben ist ein verbesserter Schutz der Bevölkerung, z.B. durch Vermeidung von Zeckenstichen und die Entwicklung von effektiven Impfstoffen.
Sonstiges
Quellenangabe
Peter, R. (2006): Zecken und Zeckenerkrankungen: Verstehen und Vorbeugen. Borreliose Bund Deutschland e.V.
Petney, T.N., Pfäffle, M., Skuballa, J., Taraschewski, H. (2013): Zecken und zeckenübertragene Pathogene in Baden-Württemberg – Ökologie und Epidemiologie. – Carolinea 71: 55-99.