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Rätselhafter Rückenkanker Leiobunum sp. ASclerosomatidae

Status

Neobiont

Verbreitung

Nicht zuletzt aufgrund der unbekannten Herkunft konnte die Artidentität dieser Weberknechtart bisher nicht festgestellt werden.

Vorkommen in Deutschland

Der erste publizierte Nachweis in Europa stammt von 2004 in der Niederlande, in Deutschland wurde die Art ab 2006 in mehreren Regionen gefunden, seither gibt es nur noch vereinzelte Meldungen, gehäuft entlang des Rheins sowie in größeren Städten. Nach neuesten Erkenntnissen ist die Art seit 1999 aus Düsseldorf gemeldet wo eine Kolonie wohl bis heute beobachtet wird.

Ausbreitungsweg

Vermutlich über menschliche Transportmittel nach Deutschland und die Niederlande verschleppt und von dort weiter nach Ostfrankreich, Polen, Österreich, Schweiz. Inzwischen hat die Art den Alpenhauptkamm nach Süden überschritten.

Lebensweise

Die Kanker sind nachtaktiv, tagsüber verhaaren sie in zum Teil großen Aggregationen (20 bis mehr als 100 Individuen) an vor Wind und Sonne geschützten Wänden von Industrie­gebäuden, Super­märkten und Wohnhäusern. Nachts (und bei Störung) schwärmen diese räuberischen Weber­knechte aus, um zu jagen. Die Tiere bleiben oftmals wochenlang an demselben geschützten Platz, an einigen Orten konnten mehrere Generationen der einjährigen Art über Jahre hinweg an derselben Stelle beobachtet werden. Vermutlich überwintern die Eier und die Jungtiere leben eher in Bodennähe.

Auswirkung auf Ökosysteme

Die Mehrzahl der Funde (von Aggregationen) beschränkt sich auf Gebäudewände, aus natürlichen Lebensräumen gibt es nur wenige Beobachtungen, z.B. von einer Felswand bei Forbach-Gausbach im Nordschwarzwald (2 Weibchen, 1 Männchen). Dies könnte allerdings auch methodische Ursachen haben, da wenige Individuen in natürlichen Habitaten viel weniger auffällig und deutlich schwerer zu finden sind. Am Rand von Aggregationen wurden vereinzelt andere Weberknechtarten beobachtet, im Allgemeinen dominieren jedoch die individuenreichen Ansammlungen des Namenlosen Rückenkankers die Habitate. Inwieweit einheimische Weberknechtarten zurückgedrängt oder Insekten durch verstärkte Bejagung negativ beeinflusst werden, ist bisher unklar, kann aber in einigen Fällen durchaus angenommen werden.

Auswirkungen auf den Menschen

Große Ansammlungen der Weberknechte können durch ihre Ausscheidungen helle Wände verschmutzen. Die Klumpen aus vielen, manchmal an den langen Beinen zusammenhängenden Körpern wirken verstörend auf viele Menschen, besonders, wenn sie bei Störung schaukelnde Bewegungen zur Abwehr ausführen.

Sonstiges

Quellenangabe

Brown, G. R. (2019): First DNA barcode for the enigmatic Leiobunum sp. A (Opiliones). – Arachnology 18: 94–96.

Martens, J. (2021): Vier Dekaden Weberknechtforschung mit dem 64. Band der ‚Tierwelt Deutschlands‘ – Rückblick, aktueller Stand und Ausblick. – Arachnologische Mitteilungen 62: 35–60.

Wijnhoven, H., Schönhofer, A. L. & Martens, J. (2007): An unidentified harvestman Leiobunum sp. alarmingly invading Europe (Arachnida: Opiliones). – Arachnologische Mitteilungen 34: 27–38.

Wijnhoven, H. (2011): Notes on the biology of the unidentified invasive harvestmen Leiobunum sp. (Arachnida: Opiliones). – Arachnologische Mitteilungen 41: 17–30.