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NEOBIOTA – NATUR IM WANDEL

ARTEN

Misthaufenspinne Ostearius melanopygiusLinyphiidae

Status

Neobiont

Verbreitung

Die Art ist bekannt aus Neuseeland, Südamerika, Europa (Azoren, Portugal, England, Schweiz, Deutschland, Frankreich, Tschechien) und inzwischen wohl fast weltweit verbreitet. 

Vorkommen in Deutschland

1959 erstmalig von einem Schuttplatz bei Hamburg nachgewiesen, in den Folgejahren einzelne Nachweise aus unterschiedlichen Regionen Deutschlands.

Ausbreitungsweg

Vermutlich wurden Misthaufenspinnen Ende der fünfziger Jahre aus Neuseeland nach Europa eingeschleppt. Von dort wurde die Art beschrieben, aufgrund der Verwandschaft wird der Ursprung der Art aber in Südamerika angenommen. Die winzigen Zwergspinnen sind ausgesprochene "Flieger", d.h. sie verbreiten sich effektiv über Verdriftung am sogenannten Fadenfloß, noch an den Spinnwarzen befestigte Spinnfäden, die von Luftbewegungen erfasst werden und so die ganze Spinne mitreißen.   

Lebensweise

Die kleinen, aber auffällig gefärbten Misthaufenspinnen, auch Schwarzhintern genannt, bevorzugen in Mitteleuropa vom Menschen angelegte bzw. hinterlassene Sonderstandorte, wie z.B. Schutt-, Kompost- oder Misthaufen. Abbauprozesse in feuchten Kompost- oder Misthaufen produzieren zum einen hohe Temperatur, die offenbar zur Massenvermehrung dieser Spinnenart beiträgt, zum anderen entwickeln sich darin auch große Mengen winziger Insekten, die den Zwergspinnen als Nahrung dienen.

An thermisch besonders begünstigten Tagen im Herbst, Winter oder Frühjahr in Massen (Tausende von Spinnen) fallen die Spinnen durch dichte (aggregative) Gespinste, die mehrere Quadratmeter solcher Haufen überziehen, auf. Viele Spinnen laufen dann auf diesen Gespinsten umher und nehmen die typische Haltung ("auf Zehenspitzen") zum Verdriftenlassen am Fadenfloß ("ballooning") ein. Wenige Stunden bis Tage später sind die Spinnen oft verschwunden.

Dass diese Gespinste keine Funktion haben und rein zufällig durch die beobachtete Ballooning-Aktivität bzw. Sicherheitsfäden entstehen, erscheint angesichts der Regelmäßigkeit des Gewebes, der Größe und Beständigkeit unwahrscheinlich. Vermutlich schützt es die aufgrund der vorteilhaften klimatischen Verhältnisse in Massen aktiv werdenden Spinnen vor Kälte, Austrocknung oder verhindert den Abflug potentieller Beuteinsekten. 

Auswirkung auf Ökosysteme

Bisher nicht bekannt.

Nutzanwendung

Keine.

Auswirkungen auf den Menschen

Keine.

Maßnahmen

Keine.

Quellenangabe

Benz, G., Nyffeler, M. & Hug, R. (1983): Ostearius melanopygius (O. P.-Cambridge) (Araneae Micryphantidae) neu für die Schweiz. Über ein Massenauftreten der Spinne in Zürich und die Zerstörung der Population durch Schneefall. – Mitteilungen der Schweizerischen Entomologischen Gesellschaft 56: 201–204.

Jäger, P. (2002): Aggregative Spinnennetze - weitere Funde in Deutschland und mögliche Erklärungen. – Arachnologische Mitteilungen 23: 33–44.

Ruzicka, V. (1995): The spreading of Ostearius melanopygius (Araneae: Linyphiidae) through Central Europe. – European journal of entomology 92: 723–726.

Sacher, P. (1978): Ein Massenvorkommen der Baldachinspinne Ostearius melanopygius (O.P.Cambridge) in Ostthueringen. – Veröffentlichungen der Museen der Stadt Gera Naturwiss.: 53.