Schuppenkarpfen Cyprinus carpio
Elena Podolnaya (Standardlizenz, shutterstock.com)
Status
Indigen und Archäobiont in Deutschland, Neobiont in zahlreichen Ländern weltweit.
Verbreitung
Der Wildkarpfen war nach der letzten Kaltzeit in den Zuflüssen des Schwarzen und des Kaspischen Meeres sowie des Aralsees verbreitet. Heute als Zuchtform in ganz Europa und in zahlreichen Ländern weltweit eingeführt.
Vorkommen in Deutschland
Im Gewässersystem der Donau indigen, in anderen Teilen Deutschland für Fischereizwecke ausgesetzt.
Ausbreitungsweg
Zuchtkarpfen wurden zuerst von den Römern eingeführt und bis ins Mittelalter für die Fischerei und Teichzucht ausgesetzt.
Lebensweise
Karpfen leben in warmen, langsam fließenden und stehenden Gewässern mit Pflanzenbewuchs und weichem Boden. Sie sind relativ unempfindlich gegen Schwankungen der Wasserchemie und des Sauerstoffgehaltes. Karpfen können bis zu 50 Jahre alt werden.
Auswirkung auf Ökosysteme
Gilt in den USA als invasives Neozoon, da er den Laich anderer Fische frisst, Wasserpflanzen schädigt, das Wasser eintrüben und durch Phosphorabgabe Algenwachstum fördern.
Auswirkungen auf den Menschen
Wichtiger Speisefisch mit hohem Wirtschaftswert. Negative Auswirkungen auf den Fang indigener Fische in den USA vermutet.
Hauskatze Felis catus
Mabel Amber (Pixabay Lizenz, pixabay.com)
Status
Archäobiont, Zuchtform
Verbreitung
Die Hauskatze ist als Kulturfolger weltweit in nahezu allen von Menschen besiedelten Gebieten verbreitet. Weltweit gibt es schätzungsweise mehr als 1 Milliarde Tiere.
Vorkommen in Deutschland
Vermutlich schon seit ca. 2.000 Jahren.
Ausbreitungsweg
Die Stammform der Hauskatze ist die Falbkatze (Felis lybica lybica), die im Nördlichen Afrika bis nach Arabien vorkommt. Vermutlich brachten Phönizier Katzen nach Westeuropa und die Römer führten sie in Mitteleuropa ein.
Lebensweise
Hauskatzen sind eigentlich soziale Tiere, auf die Jagd gehen sie aber stets alleine. Die Schleich- und Lauerjäger erbeuten vorwiegend kleine Wirbeltiere.
Auswirkung auf Ökosysteme
Viele Freigänger und halbwilde Populationen beeinflussen Bestandszahlen von Vögeln und kleinen Säugern. Für Deutschland wurden rund 30 Millionen jährlich erbeutete Singvögel kalkuliert.
Auswirkungen auf den Menschen
Durch die soziale Bindung zu ihren Besitzern und die weitverbreitete Katzen-Faszination vieler Menschen, steht die Hauskatze in einer Ambivalenz zwischen Tier- und Naturschutz. So sind Hauskatzen auch Wirte und Überträger von Spul- und Bandwürmern sowie von Krankheiten wie Toxoplasmose oder Tollwut.
Invasives Potential
Hauskatzen gehören zu den 100 invasivsten Arten weltweit.
Maßnahmen
In Deutschland unterliegen streunende und wildernde Katzen dem Bundesjagdgesetz.
Fasan Phasianius colchicus
WildMedia (Standardlizenz, shutterstock.com)
Status
Archäobiont
Verbreitung
In mehreren Unterarten vom Wolgadelta, Nordkaukasus und Nordiran bis nach Korea, Taiwan und Südchina. In Europa, Nordamerika und anderen Teilen der Welt eingeführt.
Vorkommen in Deutschland
Wahrscheinlich durch die Römer eingeführt, allerdings ist unbekannt, ob sie nur in Gefangenschaft gehalten oder auch ausgesetzt wurden. Für Württemberg ist die Aussetzung für die Jagd ab 1495 belegt.
Ausbreitungsweg
Gezielte Aussetzung von in Volieren gezüchteten Vögeln zu Jagdzwecken („Jagdfasan“).
Lebensweise
Fasane finden in einer offenen, aber strukturreichen Kulturlandschaft geeignete Lebensräume und brüten gern am Rande von Feldgehölzen. Die Gelege bestehen meist aus 8–12 Eiern. Fasane ernähren sich vielseitig von Sämereien und anderen Pflanzenteilen, aber insbesondere in den ersten Lebensmonaten auch von großen Mengen verschiedener Kleintiere.
Auswirkungen auf den Menschen
Jagdwild
Maßnahmen
Lokal immer wieder Aussetzungen sowie Winterfütterung zur Stabilisierung des Bestandes.
Sonstiges
Die Anlage eines Fasanengartens im Hardtwald ging der Gründung der Stadt Karlsruhe voraus. Bis 1866 wurde er tatsächlich als Fasanerie genutzt.
Feldhamster Cricetus cricetus
Miroslav Hlavko
Feldhamster (Hubert Höfer, SMNK)
Feldhamster (Hubert Höfer, SMNK)
Feldhamster (Hubert Höfer, SMNK)
Status
Indigen oder Archäobiont
Verbreitung
Ursprünglich in den Steppen Osteuropas beheimatet, heute von Westeuropa bis nach Zentralasien verbreitet.
Vorkommen in Deutschland
Sichere Nachweise aus Baden-Württemberg datieren von 200 n. Chr. Inzwischen sind nur noch inselartige Restpopulationen in Deutschland anzutreffen.
Ausbreitungsweg
Als der Mensch in der Nacheiszeit Zentral- und Westeuropa landwirtschaftlich erschloss, hat sich auch der Feldhamster als typischer Kulturfolger auf den neuen Agrarflächen ausgebreitet.
Lebensweise
Feldhamster bewohnen trockene Tieflandsteppen und offene Feldlandschaften. Sie benötigen Lehm- oder Lössböden, in die sie ihre großen Baue bis in 1–2 m Tiefe anlegen können. Dort lagern sie umfangreiche Wintervorräte für einen Winterschlaf mit Wachphasen ein.
Auswirkung auf Ökosysteme
Ist bei hoher Populationsdichte ein wichtiges Beutetier für Fuchs, Marderarten, Eulen und Greifvögel. Trägt zur Verbreitung von Samen bei.
Auswirkungen auf den Menschen
Ist bei massenhafter Vermehrung ein Landwirtschaftsschädling. Und wurde früher auch für sein Fell bejagt.
Maßnahmen
Jahrhundertelang wurde in Deutschland die Ausrottung des Feldhamsters vorangetrieben. Inzwischen sind sie vom Aussterben bedroht (Rote Liste: 1) und daher besonders geschützt.
Damhirsch Dama dama
imageBROKER.com (Standardlizenz, shutterstock.com)
Status
Archäobiont
Verbreitung
In allen Ländern Europas außer Island verbreitet, auch in den USA, Australien, Neuseeland und anderen Ländern eingeführt.
Vorkommen in Deutschland
Der erste Nachweis für Deutschland stammt aus dem 8. Jahrhundert. Historisch belegte Aussetzungen in Deutschland stammen aus dem 16. Jahrhundert, heute nur in wenigen Gebieten Baden-Württembergs freilebend vorkommend.
Ausbreitungsweg
In der letzten Eiszeit wurde der Damhirsch klimatisch aus Europa nach Kleinasien verdrängt. Die Römer brachten die Hirsche auch nach Deutschland. Erst im Laufe des 20. Jahrhunderts gelangten sie vermehrt in die freie Wildbahn.
Lebensweise
Damhirsche kommen sowohl im Wald, als auch in offenen Landschaften vor, optimal ist ein parkähnlicher Lebensraum. Die tagaktiven Wiederkäuer leben in Herden von bis zu 30 Tieren. Sie fressen sowohl Laub verschiedener Pflanzen als auch Gräser.
Auswirkung auf Ökosysteme
Damwild verbeißt wie andere Hirscharten junge Bäume und Sträucher, allerdings sind die Schäden im Vergleich zum Rotwild gering.
Auswirkungen auf den Menschen
Genutzt zur wirtschaftlichen Fleischgewinnung, durch Jagd und Haltung in Jagdgehegen und Wildparks.
Maßnahmen
Eine weitere Verbreitung wird derzeit nicht gefördert.
Heimchen oder Hausgrille Acheta domesticus
Hans Braxmeier (Pixabay Lizenz, pixabay.com)
Status
Archäobiont
Verbreitung
Ursprünglich wahrscheinlich aus trockenen Zonen Afrikas stammend, heute weltweit verbreitet.
Vorkommen in Deutschland
Möglicherweise, mit den Römern nach Mitteleuropa gekommen.
Ausbreitungsweg
Kulturfolger des Menschen.
Lebensweise
In den kühleren Gebieten Europas lebt das Heimchen hauptsächlich in Gebäuden mit Kellern, in Gewächshäusern und anderen frostfreien, aber feuchten Umgebungen wie Kompostlagern. Als Allesfresser steht ihm ein breites Nahrungsspektrum zur Verfügung. Die nachtaktiven Tiere fallen häufig durch ihr Zirpen auf. Nach der Befruchtung legt das Weibchen abhängig von der Nahrung zwischen 1.000 und 2.500 Eier.
Auswirkungen auf den Menschen
Vorratsschädlinge, aber auch Futtertier für die Haltung von Amphibien und Reptilien. Wird auch als Speiseinsekt angeboten.
Kornkäfer Sitophilus granarius
D. Kucharski K. Kucharska (shutterstock.com, Standardlizenz)
Status
Archäobiont
Verbreitung
Stammt vermutlich aus Vorderasien, heute weltweit verbreitet.
Vorkommen in Deutschland
Seit dem Neolithikum
Ausbreitungsweg
Handel mit Getreide
Lebensweise
Kornkäfer meiden das Licht und sind flugunfähig. Sie ernähren sich von vielen unterschiedlichen Getreidesorten und befallen auch trockene Teigwaren. Das Weibchen legt pro Getreidekorn ein Ei. Dabei legt es dann zwischen 100 und 200 Eiern ab. Die Käfer entwickeln sich vollständig in den Getreidekörnern.
Auswirkung auf Ökosysteme
Keines
Auswirkungen auf den Menschen
Wichtiger Vorratsschädling vor allem in gemäßigten Breiten; mit dem Kot verunreinigte Lebensmittel können Krankheitserreger enthalten und von Milben und Pilzen befallen werden.
Maßnahmen
Lebensmittel kühl, trocken und verschlossen lagern, befallene Lebensmittel entsorgen. Bekämpfung durch Insektizide schwierig, eher Begasung in geschlossenen Behältern oder biologisch durch die Schlupfwespe Lariophagusdistinguendus.
Quellenangabe
Dörrobstmotte Plodia interpunctella
Tomasz Klejdysz (Standartlizenz, shutterstock.com)
Status
Archäobiont
Verbreitung
Kosmopolitisch. Vermutlich deutlich früher als vor 500 Jahren nach Mitteleuropa gelangt. Trotzdem wird die Art gelegentlich auch als Neobiont aufgeführt.
Vorkommen in Deutschland
Vermutlich in jedem Haushalt vorkommend.
Ausbreitungsweg
Wahrscheinlich stammt die Dörrobstmotte aus Vorderasien und dem Mittelmeerraum und kam vermutlich schon mit frühen Ackerbauern, die auch Vorräte anlegten, nach Europa.
Lebensweise
Die Falter leben bis zu zwei Wochen. In dieser Zeit legen die Weibchen bis zu 300 Eier, aus denen schon nach 3-4 Tagen unterschiedlich gefärbte Raupen schlüpfen. Befall in Lebensmitteln erkennt man daran, dass sie von feinen weißlichen Fäden durchsetzt sind. Die Larven sitzen gerne in Gespinströhrchen und verpuppen sich nach einiger Zeit außerhalb des Nahrungsvorrates. Die Entwicklung der Motte dauert bei optimalen Verhältnissen (sehr warm) 32 bis 38 Tage. Unter guten Bedingungen werden mehrere Generationen pro Jahr ausgebildet.
Auswirkung auf Ökosysteme
Keine, außer auf das „häusliche Ökosystem“ – bei starkem Befall!
Auswirkungen auf den Menschen
Vorratsschädling. Die Raupen der Dörrobstmotte fressen, verspinnen und verschmutzen Getreideprodukte, Malz, Nüsse, Hülsenfrüchte, Schokolade, Kakao, Kaffee, Nudeln, Tee, Gewürze, getrocknete Pflanzen und Dörrobst.
Maßnahmen
Zur Bekämpfung lassen sich Pheromonfallen einsetzen, welche aber nur die männlichen Falter anlocken. Nahrungsvorräte sollten luftdicht in Glas oder dicken Plastikbehältern verpackt werden. Befallene Lebensmittel entsorgen!
Quellenangabe
Jun Yang, Y. u. Yang, Wei-Min Wu, Jiao Zhao, Lei Jiang (2014): Evidence of Polyethylene Biodegradation by Bacterial Strains from the Guts of Plastic-Eating Waxworms. In: Environmental Science & Technology. 48, S. 13776-13784. doi:10.1021/es504038a.
Geiter, O, Homma, S. & R. Kinzelbach (2002): Umweltforschungsplan des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Forschungsbericht 296 89 901/01. UBA-FB 000215: Bestandsaufnahme und Bewertung von Neozoen in Deutschland Untersuchung der Wirkung von Biologie und Genetik ausgewählter Neozoen auf Ökosysteme und Vergleich mit den potenziellen Effekten gentechnisch veränderter Organismen. I-III, 1-74, Anhang 1, 1-35, Anhang II, 1-31, Anhang III, 1-52.
Huemer, P. & W. Rabitsch (2002): 6.3.19 Schmetterlinge (Lepidoptera). – 354-362. In: Essl, F. & W. Rabitsch (2002): Neobiota in Österreich. – 432 S.; Umweltbundesamt, Wien.
Schmetterlingsfauna Baden-Württembergs online:
www.schmetterlinge-bw.de/Lepi/EvidenceMap.aspx
Schmetterlinge Deutschlands:
www.lepidoptera.de/Lepi/EvidenceMap.aspx
Lepiforum:
http://lepiforum.org/wiki/page/Plodia_interpunctella
Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/D%C3%B6rrobstmotte
Bettwanze Cimex lectularius
Piotr Naskrecki (wikimedia.org)
Status
Archäobiont
Verbreitung
Ursprünglich vermutlich aus dem tropischen Asien stammend und in Höhlen verbreitet, seit etwa 400 v. Chr. in Griechenland, 77 n. Chr. in Italien nachgewiesen, in Frankreich seit dem 11 Jahrhundert n. Chr. bekannt. Heute als Kulturfolger weltweit in Innenräumen verbreitet.
Vorkommen in Deutschland
Bereits aus dem Sarg der 946 verstorbenen Königin Editha, Ehefrau von Otto I., in Magdeburg nachgewiesen.
Ausbreitungsweg
Transport befallener Gegenstände wie Reisegepäck, Möbel, Matratzen etc., außerdem durch Vögel.
Lebensweise
Die nachtaktiven 4-8 mm großen Bettwanzen ernähren sich von Blut. Larven benötigen es vor jeder Häutung, die erwachsenen Tiere saugen alle drei bis sieben Tage für drei bis fünfzehn Minuten. Tagsüber verstecken sich die Tiere in Ritzen von Möbeln und Wänden, hinter Fußleisten und in Lichtschaltern oder Steckdosen. Ein Weibchen kann im Laufe ihres Lebens 500 Eier legen. Bettwanzen werden bis zu einem Jahr alt und können mehrere Monate hungern. Neben Menschen können auch Haustiere, Vögel und Fledermäuse befallen werden.
Auswirkung auf Ökosysteme
Keine, da Kulturfolger
Auswirkungen auf den Menschen
Stark juckende Stiche mit Bildung von Pusten, Quaddeln oder Blasen; Übertragung von Krankheitserregern höchstens sporadisch.Starke Ausbreitung durch weltweiten Tourismus und Handel sowie aufgrund von Anwendungsverboten und Resistenzen gegen eingesetzte Insektizide.
Maßnahmen
Bekämpfung befallener Räume oder Gegenstände mit Insektiziden oder durch Wärme (mindestens 50° C), Einfrieren von verdächtigen Gegenständen.
Quellenangabe
Breitwegerich, Großer Wegerich Plantago major
pisitpong2017 (Standardlizenz, shutterstock.com)
Status
Indigen oder Archäobiont in Deutschland, Neobiont in vielen Ländern
Verbreitung
Ursprüngliche Verbreitung euro-asiatisch, inzwischen weltweit als Neobiont in der warm-gemäßigten Klimazone vorkommend.
Vorkommen in Deutschland
Pollennachweise aus dem 4. Jahrtausend v. Chr.; weit verbreitet und häufig von der Tiefebene bis in die Höhenlagen der Alpen auf über 2.000 m.
Ausbreitungsweg
Die Früchte haften bei Nässe durch Bildung einer Schleimschicht an Schuhen, Rädern oder Tierfellen.
Lebensweise
Die Blätter der ausdauernden sommergrünen Staude formen eine Rosette am Boden. Ein Wurzelstock dient als Überdauerungsorgan. Die Pflanze ist sehr widerstandsfähig und wächst auch in Pflasterritzen und auf verdichteten, häufig betretenen, sonnigen Flächen.
Auswirkung auf Ökosysteme
Obwohl zahlreiche Bestände im Siedlungsbereich bildend, nicht invasiv. Wird als Futterpflanze von Wildtieren genutzt.
Auswirkungen auf den Menschen
Junge Blätter essbar. Saft oder Brei der Blätter wurden als entzündungshemmendes und Juckreiz stillendes Heilmittel genutzt. Die vom Wind verbreiteten Pollen lösen vielfach Heuschnupfen aus.
Sonstiges
Der Breitwegerich wurde in Nordamerika von der indigenen Bevölkerung als „Fußstapfen des weißen Mannes“ bezeichnet.
Einkorn Triticum monococcum
Claudio Rampinini (Standardlizenz, shutterstock.com)
Status
Archäobiont
Verbreitung
Als Ursprungsgebiet gilt die Region von der Südosttürkei bis zur Ostküste des Mittelmeeres. Nachweise von angebautem Einkorn liegen aus diesem Gebiet aus dem 7. und 8. Jahrtausend v. Chr. vor; wird auch heute noch gebietsweise in verschiedenen europäischen Ländern angebaut.
Vorkommen in Deutschland
Als Fossil in Baden-Württemberg bei Bietigheim um ca. 5.500 v. Chr. nachgewiesen; regional heute wieder Teil des Ökolandbaus.
Ausbreitungsweg
Älteste Kulturweizenart. Einkorn wurde vermutlich aus dem wilden Weizen (Triticum boeoticum) domestiziert und bereits von den jungsteinzeitlichen Ackerbauern als Saatgut nach Mitteleuropa gebracht.
Lebensweise
Einkorn wird ca. 1 m hoch und blüht von Juni bis Juli. Er wurde als Winterfrucht auf kalkhaltigen, mageren, steinigen Lehm- und Tonböden angebaut.
Auswirkung auf Ökosysteme
Für den Anbau wurden schon früh Wälder gerodet, was zur Ausbreitung offener Landschaftsteile führte, in denen sich Pflanzen und Tiere z.B. aus Steppengebieten ansiedeln konnten.
Auswirkungen auf den Menschen
Wichtiges Getreide aus der Zeit der Sesshaftwerdung des Menschen. Verarbeitung zu Grütze, Brot und Mehlspeisen. Einkorn gilt als ein Vorläufer modernerer Weizensorten.
Hausmaus Mus musculus
slowmotiongli (Standardlizenz, shutterstock.com)
Status
Archäobiont
Verbreitung
Ursprünglich von Vorderasien bis Indien heimisch; seit Tausenden von Jahren als Kulturfolger in Europa; in anderen Teilen der Welt ein Neozoon.
Vorkommen in Deutschland
Zwei Unterarten in Deutschland, die östliche seit etwa 5.000 Jahren, die westliche M. m. domesticus seit etwa 3.000 Jahren auf dem Gebiet des heutigen Deutschland.
Ausbreitungsweg
Erste Nachweise aus der Türkei (um 6.000 v. Chr.); Verbreitung vermutlich durch Handel von Futter- und Lebensmittelvorräten; weltweite Verbreitung über den Land- und Seeweg.
Lebensweise
Die Wildformen sind trockenheitsliebend und bewohnen Savannen, Steppen und Wüsten. Als Kulturfolger leben sie in „Großfamilien“ in der Nähe menschlicher Siedlungen, auf landwirtschaftlichen Flächen und Müllhalden.
Auswirkung auf Ökosysteme
Hausmäuse sind wichtige Beutetiere für zahlreiche Beutegreifer wie Katzen, Füchse, Marder, Eulen und Greifvögel.
Auswirkungen auf den Menschen
Vorratsschädling, im Haus Schäden durch Anknabbern von Verpackungen, Stoff oder Papier. Reservoir für Borreliose-Bakterien, die über Zecken auf den Menschen übertragen werden.
Maßnahmen
Ausrottung schwierig, die Bekämpfung erfolgt üblicherweise durch Fallen und Gift oder indirekt durch die Bejagung mit Hauskatzen.
Gemeine Küchenschabe Blatta orientalis
Elliotte Rusty Harold (Standardlizenz, shutterstock.com)
Status
Archäobiont
Verbreitung
Stammt vermutlich aus dem nördlichen Afrika oder Vorderasien, heute fast weltweit in menschlichen Siedlungen verbreitet.
Vorkommen in Deutschland
Wahrscheinlich seit der Jungsteinzeit.
Ausbreitungsweg
Durch den Handel und Reisende verschleppt.
Lebensweise
Da wärme- und feuchtigkeitsliebend, kommen die nachtaktiven, flugunfähigen Küchenschaben unter anderem gerne in Küchen und Lebensmittelbetrieben, Schwimmbädern, Toiletten, Abwasserleitungen und Leitungsschächten vor. Die Eiablage der Tiere erfolgt in widerstandsfähigen Kapseln (Ootheken). Allesfresser mit einer Vorliebe für stärkereiche Nahrung.
Auswirkung auf Ökosysteme
In Mitteleuropa keine, da nicht dauerhaft im Freiland lebend.
Auswirkungen auf den Menschen
Durch Verunreinigung mit Kot und Speichel werden Lebensmittel unbrauchbar. Darüber hinaus können Krankheitserreger und Pilzsporen übertragen werden. Der Kot kann Allergien auslösen.
Maßnahmen
Ein Fall für den Profi-Kammerjäger. In der Regel langfristige Bekämpfung mit Kontaktinsektiziden und Fraßködern.
Pfirsich Prunus persica
Alicja_ (Pixabay Lizenz, Pixabay.com)
Status
Archäobiont, Kulturpflanze
Verbreitung
Die Wildpflanze stammt aus China; heute als Zuchtform weltweit in zahlreichen Ländern angebaut.
Vorkommen in Deutschland
Seit der Römischen Kaiserzeit.
Ausbreitungsweg
In China seit Jahrtausenden gezüchtet. Verbreitung über Persien nach Europa und durch die Römer in Mitteleuropa eingeführt.
Lebensweise
Der Pfirsich kann zu einem 6 m hohen Baum heranwachsen. Er blüht in Europa von März bis April. Seine Steinfrüchte reifen je nach Sorte und Anbaugebiet von Mai bis Oktober. Wildpflanzen bilden deutlich kleinere Früchte. Der Pfirsichbaum ist anfällig für die Kräuselkrankheit, eine Pilzinfektion, bei der die frischen Blätter sich kräuseln und rötlich gefärbte Blasen bekommen. Die Kulturpfirsiche werden alle durch Veredelung vermehrt.
Auswirkung auf Ökosysteme
In den Anbaugebieten wichtige Nahrungsquelle für blütenbesuchende Insekten im zeitigen Frühjahr.
Auswirkungen auf den Menschen
Sehr schmackhafte, aber druckempfindliche Früchte, häufig zu Obstkonserven verarbeitet. Aus den Steinkernen wird Persipan gewonnen, ein Aromastoff für Alkoholgetränke.
Klatschmohn Papaver rhoeas
sportoakimirka (Standardlizenz, shutterstock.com)
Status
Archäobiont
Verbreitung
Ursprünglich vermutlich in Nordafrika und Vorderasien beheimatet. Heute weltweit im Ackerbau der gemäßigten Zonen verbreitet.
Vorkommen in Deutschland
Archäologischer Erstnachweis ca. 4.000 v. Chr.; in ganz Deutschland verbreitet, häufig ausgesät.
Ausbreitungsweg
Der Klatschmohn kam in der Jungsteinzeit mit dem Getreideanbau als Verunreinigung der Getreidekörner vom Mittelmeergebiet nach Mitteleuropa.
Lebensweise
Die einjährige Pflanze wird 25 bis 90 cm hoch und wurzelt bis einen Meter tief. Einzelblüten halten 2–3 Tage. Die Samen werden durch Wind verbreitet. Sie kommt überwiegend in Getreidefeldern, aber auch an Wegrändern und auf Schuttflächen vor. Starker Rückgang in Getreideäckern durch Einsatz von Herbiziden.
Auswirkung auf Ökosysteme
Reiches Pollenangebot für blütenbesuchende Insekten, aber kein Nektar.
Auswirkungen auf den Menschen
Im Milchsaft sind schwachgiftige Alkaloide enthalten. Bei zu großem Verzehr sind diese auch für Weidetiere giftig. Der Farbstoff der Blütenblätter wurde früher zu Herstellung von Tinte genutzt.
Sonstiges
Der deutsche Name „Klatschmohn“ soll auf die papierdünnen Blüten deuten, die beim Wind gegeneinander klatschen.
Hausrind Bos taurus
Rudi Ernst (Standardlizenz, shutterstock.com)
Status
Archäobiont
Verbreitung
Weltweit verbreitet mit etwa 1,5 Milliarden Exemplaren.
Vorkommen in Deutschland
Bereits in der Jungsteinzeit von den frühen Bauern aus dem Vorderen Orient nach Europa importiert, dort rasche Verbreitung. In Deutschland lebten 2021 ca. 11 Millionen Rinder.
Ausbreitungsweg
Alle europäischen Hausrinder stammen vom eurasischen Auerochsen (Bos primigenius primigenius) ab, der seit 1627 ausgestorben ist. Nach genetischen Analysen begann die Domestikation bereits vor über 10.000 Jahren im Nahen Osten.
Lebensweise
Hausrinder sind reine Pflanzenfresser und zählen zu den Wiederkäuern.
Auswirkung auf Ökosysteme
Bis ins 19. Jahrhundert hatte die Waldweide durch Rinder und andere Haustiere großen Einfluss auf die Wälder, die durch den Verbiss der Bäume relativ licht und grasreich wurden.
Auswirkungen auf den Menschen
Große wirtschaftliche Bedeutung als Lieferant von Fleisch, Milch, Leder und Dünger, als Zugtier und regional bis heute als Kultobjekt. In der Humanmedizin wichtig zur Gewinnung von Blutseren für verschiedene Zwecke.
Sonstiges
In Deutschland gelten 26 Rinderrassen als einheimisch, von denen 9 im Bestand potenziell gefährdet und 11 gefährdet sind.