Neue Vielfalt
Die meisten Neobiota fügen sich im neuen Lebensraum in die Artengemeinschaft mit ihren Wechselbeziehungen ein, ohne vorhandene Arten zu gefährden. Sie erhöhen damit die lokale Artenvielfalt. Andere sind zunächst völlig unauffällig und zeigen erst mit einer Zeitverzögerung von Jahren negative Auswirkungen auf das Ökosystem. Es gibt aber auch Neobiota, die unmittelbar Probleme in ihrer neuen Umgebung verursachen. Sie vermehren sich sehr stark und gefährden die einheimische Artenvielfalt. Solche Neobiota werden als „invasiv“ bezeichnet.
In Deutschland werden Neobiota dann als „invasiv“ bezeichnet, wenn sie in ihrer neuen Heimat die einheimische Artenvielfalt gefährden.
Arten, die ausschließlich wirtschaftliche Schäden oder gesundheitliche Probleme beim Menschen verursachen, sind nach dieser Definition nicht invasiv. Dies wird im allgemeinen Sprachgebrauch oft vermischt und in anderen Ländern auch anders gehandhabt.
Jedoch ist auch aus wissenschaftlicher Sicht die Unterscheidung nicht immer eindeutig geklärt. So steht die aggressivere Nilgans auf der europäischen Liste invasiver Arten, die Kanadagans dagegen nicht. Daher wird nur die Nilgans bekämpft. Doch man weiß bei beiden Arten noch nicht sicher, ob und wie sie sich langfristig negativ auf die einheimische Artenvielfalt auswirken werden.
In jedem Falle sind Kanadagans und Nilgans mancherorts ungern gesehene Gäste – mit ihrem Kot verschmutzen sie viele Liegewiesen.
Graugans Anser anser
Fotos (Pixabay Lizenz, pixabay.com)
Status
Indigen; in Baden-Württemberg Neobiont
Verbreitung
Brutvogel in Teilen West-, Mittel-, Nord- und Osteuropas bis nach Zentralasien.
Vorkommen in Deutschland
In Norddeutschland weit verbreitet. Die Brutbestände in Baden-Württemberg gehen auf Aussetzungen ab Anfang der 1980er Jahre und entflogene Ziervögel zurück.
Ausbreitungsweg
Gezielte oder unbeabsichtigte Auswilderung von Ziervögeln. Das reichhaltige Nahrungsangebot auf gedüngten Äckern begünstigt die Bestandsentwicklung.
Lebensweise
Graugänse verpaaren sich meist im Alter von 2 Jahren und führen dann eine monogame Dauerbeziehung. Beide Geschlechter beteiligen sich an der Aufzucht der Jungen. Graugänse sind außerhalb der Brutzeit gesellig und oft in großen Scharen bei der Nahrungssuche oder auf Gewässern zu beobachten. Sie zeigen in Baden-Württemberg kein Zugverhalten.
Auswirkungen auf den Menschen
Weidende Graugänse können das Wachstum von Wintergetreide und Weidelgras positiv beeinflussen, da durch den Verbiss konkurrenzstärkere Pflanzen gefördert werden und der Kot als Dünger wirkt. Die Verkotung von Parkanlagen und Liegewiesen wird häufig als belästigend empfunden.
Einige Neobiota stellen eine Gefahr für unsere Gesundheit dar. Dabei kann es sich um Überträger von Krankheitserregern wie im Fall der Asiatischen Tigermücke handeln. Diese ist als Überträgerin des Sika-Virus und des Dengue-Fieber- Virus bekannt. Oder es handelt sich um Krankheitserreger an sich, wie wir alle leidvoll durch das Corona-Virus erfahren haben.
Unter den Neophyten gibt es ebenfalls einige, die gesundheitliche Probleme hervorrufen können. Zu ihnen gehören die Beifuß-Ambrosie, deren Pollen bei einigen Menschen heftige allergische Reaktionen auslöst, und der Riesenbärenklau. Er verursacht durch einfachen Hautkontakt mit anschließender Sonneneinwirkung eine Photodermatitis – das sind verbrennungsähnliche Hautveränderungen. Daher werden diese Arten intensiv bekämpft.
Asiatische Tigermücke Aedes albopictus
Wikilmages (Pixabay Lizenz, pixabay.com)
Status
Neobiont
Verbreitung
Ursprünglich Südostasien; inzwischen in Nord- und Südamerika, in Afrika sowie in großen Teilen Süd- und Mitteleuropas eingeschleppt.
Vorkommen in Deutschland
Ende September 2007 erstmals Eier an einer Autobahnraststätte der A5 bei Bad Bellingen in Baden-Württemberg nachgewiesen. Inzwischen existieren stabile Populationen zum Beispiel in Freiburg und Heidelberg, aber auch in Bayern und Thüringen.
Ausbreitungsweg
Über Schiffstransporte (Autoreifen und Glücksbambus), weitere Ausbreitung durch Transporte in LKWs, PKWs und Zügen.
Lebensweise
Tigermücken sind tagaktive, aggressive Stechmücken, die mehrere Menschen hintereinander stechen. Die Blutmahlzeit benötigen die Weibchen für die Eiproduktion. Die Eier werden bevorzugt in kleine, warme Wasseransammlungen gelegt. Männchen saugen Pflanzensaft.
Auswirkungen auf den Menschen
Überträgt eine Reihe von Krankheitserregern, darunter das Chikungunya-, Dengue-, Gelbfieber-, Zika- und West-Nil-Virus.
Maßnahmen
Vermeidung von Stichen durch chemische Abwehrmittel; Beseitigung von allen Behältern, in denen sich Regenwasser als Brutstätte sammeln kann; biologische Bekämpfung mit Bacillus thuringiensis israelensis.
Bettwanze Cimex lectularius
Piotr Naskrecki (wikimedia.org)
Status
Archäobiont
Verbreitung
Ursprünglich vermutlich aus dem tropischen Asien stammend und in Höhlen verbreitet, seit etwa 400 v. Chr. in Griechenland, 77 n. Chr. in Italien nachgewiesen, in Frankreich seit dem 11 Jahrhundert n. Chr. bekannt. Heute als Kulturfolger weltweit in Innenräumen verbreitet.
Vorkommen in Deutschland
Bereits aus dem Sarg der 946 verstorbenen Königin Editha, Ehefrau von Otto I., in Magdeburg nachgewiesen.
Ausbreitungsweg
Transport befallener Gegenstände wie Reisegepäck, Möbel, Matratzen etc., außerdem durch Vögel.
Lebensweise
Die nachtaktiven 4-8 mm großen Bettwanzen ernähren sich von Blut. Larven benötigen es vor jeder Häutung, die erwachsenen Tiere saugen alle drei bis sieben Tage für drei bis fünfzehn Minuten. Tagsüber verstecken sich die Tiere in Ritzen von Möbeln und Wänden, hinter Fußleisten und in Lichtschaltern oder Steckdosen. Ein Weibchen kann im Laufe ihres Lebens 500 Eier legen. Bettwanzen werden bis zu einem Jahr alt und können mehrere Monate hungern. Neben Menschen können auch Haustiere, Vögel und Fledermäuse befallen werden.
Auswirkung auf Ökosysteme
Keine, da Kulturfolger
Auswirkungen auf den Menschen
Stark juckende Stiche mit Bildung von Pusten, Quaddeln oder Blasen; Übertragung von Krankheitserregern höchstens sporadisch.Starke Ausbreitung durch weltweiten Tourismus und Handel sowie aufgrund von Anwendungsverboten und Resistenzen gegen eingesetzte Insektizide.
Maßnahmen
Bekämpfung befallener Räume oder Gegenstände mit Insektiziden oder durch Wärme (mindestens 50° C), Einfrieren von verdächtigen Gegenständen.
Quellenangabe
Riesenbärenklau/ Herkulesstaude Heracleum mantegazzianum
jps (Standardlizenz, shutterstock.com)
Status
Neobiont, invasiv
Verbreitung
Stammt aus dem Westkaukasus, in vielen europäischen Ländern und Teilen Nordamerikas eingeführt.
Vorkommen in Deutschland
Um 1900 erstmals ausgebracht.
Ausbreitungsweg
Wurde als Gartenpflanze Ende des 19. Jahrhunderts nach Mitteleuropa gebracht, später auch als Bienenweide, Deckung für Wild und Uferbepflanzung angepflanzt.
Lebensweise
Die zwei- bis dreijährige Pflanze kann mehr als 3 m hoch werden. Ihre Pfahlwurzel reicht bis in 60 cm Tiefe. An der gesamten Pflanze können sich ungefähr 80.000 Blüten befinden, die bis zu 30.000 Samen ausbilden.
Auswirkung auf Ökosysteme
Der invasive Neophyt verdrängt bei Massenauftreten einheimische Pflanzen. Der Saft ist für viele Tiere giftig. An Ufern wirkt die Pflanze nicht bodenfestigend, sondern fördert die Erosion.
Auswirkungen auf den Menschen
Der Saft enthält phototoxische Substanzen, die bei Kontakt mit der Haut und unter Einfluss von UV-Licht zu Schwellungen, Rötungen und Blasen führen, die Verbrennungen dritten Grades ähneln. Nach der Abheilung bleiben narbenähnliche Flecken übrig.
Maßnahmen
Ausbringung vermeiden, Blüten vor der Fruchtreife entfernen (Schutzkleidung erforderlich). Die abgeschnittenen Pflanzenteile verbrennen.
Auwaldzecke Dermacentor reticulatus
© Dr. Hubert Höfer
© Dr. Hubert Höfer
© Dr. Hubert Höfer
Status
Neobiont
Verbreitung
Ursprünglich von Norditalien und Österreich bis Osteuropa. Mittlerweile in den meisten europäischen Ländern vorkommend.
Vorkommen in Deutschland
Erstmals 1973 aus Baden-Württemberg beschrieben. Mittlerweile fast in ganz Deutschland nachgewiesen.
Ausbreitungsweg
Ausbreitung vermutlich durch Hunde verursacht und durch den Klimawandel begünstigt.
Lebensweise
Typische Lebensräume sind Auwälder, feuchtere Wiesen, Brachen und Moore. Larven und Nymphen leben überwiegend in Nestern von Kleinsäugern. Erwachsene Zecken befallen größere Säugetiere und (selten) Menschen. Männchen und Weibchen saugen Blut zum Abschluss ihres ein- bis zweijährigen Lebenszyklus. Die Weibchen legen bis zu 5.000 Eier. Auwaldzecken sind auch bei niedrigen Temperaturen aktiv auf der Suche nach Wirtstieren.
Auswirkung auf Ökosysteme
Parasiten beeinflussen die Populationen ihrer Wirte, reduzieren dominante Arten und stärken die Immunsysteme der Wirte.
Auswirkungen auf den Menschen
Auwaldzecken übertragen eine Reihe von Krankheitserregern, darunter die Erreger der Hundemalaria (Babesiose), des Fleckfiebers und der Frühsommer-Hirnhautentzündung. Babesiosen verlaufen für Hunde unbehandelt meist tödlich.
Die meisten neuen Arten, die sich in unserer Natur ansiedeln, haben keine negativen Auswirkungen auf ihren neuen Lebensraum. Viele bleiben auf bestimmte Standorte beschränkt und breiten sich nicht weiter aus. Andere treten zwar in Konkurrenz mit den bereits vorhandenen Arten, doch stellt sich schon bald ein Gleichgewicht ein.
Eine große europaweit durchgeführte Untersuchung aus dem Jahr 2010 konnte dies sehr eindrucksvoll zeigen: Von 5.789 untersuchten neobiotischen Landpflanzen wirkten sich nur 326 (6 %) negativ ökologisch aus. Mehr Schadpotenzial haben dagegen neobiotische Landwirbeltiere. Bei ihnen waren es von 358 Arten 109 (30 %). Die meisten Neobiota stellen also anscheinend keine Bedrohung für die Artenvielfalt dar. Vielmehr können sie diese sogar erhöhen.
Tintenfischpilz Clathrus archeri
Gertjan Hooijer (Standardlizenz, shutterstock.com)
Status
Neobiont
Verbreitung
In Australien, vermutlich auch in Neuseeland, Malaysia und Südchina heimisch; hat sich in Kalifornien und weiten Teilen Europas als Neomycet ausgebreitet.
Vorkommen in Deutschland
Erstnachweis in Deutschland 1934 im Weiherwald in Karlsruhe-Rüppurr; heute im Flachland in ganz Deutschland verbreitet.
Ausbreitungsweg
Wahrscheinlich über Warentransporte. Die Art ist 1913 zunächst in den Vogesen beobachtet worden.
Lebensweise
Der Tintenfischpilz ernährt sich durch den Abbau toten organischen Materials. Das im Boden wachsende Mycel bildet zunächst eiförmige Fruchtkörper (Hexeneier) aus. Aus diesen wachsen rote „Arme“, auf denen sich eine braune, nach Aas riechende, die Sporen enthaltende Flüssigkeit bildet. Der Geruch lockt Fliegen und Mistkäfer an. An ihnen bleiben die Sporen kleben und werden so verbreitet. Es sind keine negativen Auswirkungen auf die lokale Artenvielfalt bekannt.
Sonstiges
Mit Paul Stricker widmete sich ein Karlsruher der Erforschung dieser Art wie niemand sonst in Deutschland. Er war der Erste, der die Ausbreitung einer neuen Großpilzart in Europa dokumentierte.
Sikahirsch Cervus nippon
Ondrej Prosick (Standardlizenz, shutterstock.com)
Status
Neobiont
Verbreitung
Ursprünglich mit vielen Unterarten in Ostasien und den vorgelagerten japanischen Inseln verbreitet. Als Jagdwild in viele Länder eingeführt, so in Europa, den USA, Australien und Neuseeland.
Vorkommen in Deutschland
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts. Größere Bestände in freier Wildbahn gibt es in fünf Regionen, darunter am Hochrhein in Baden-Württemberg (Klettgau).
Ausbreitungsweg
Ursprünglich als Park- und Gatterwild eingeführt. Entflohene und ausgesetzte Tiere bildeten wildlebende Populationen.
Lebensweise
Sikahirsche leben in Herden, in denen der Mutterfamilienverband die Grundeinheit bildet. Männchen kommen auch als Einzelgänger vor. Die Wiederkäuer ernähren sich von Laub, Gras, Rinden und Früchten. Die Hauptaktivität liegt in der Morgen- und Abenddämmerung.
Auswirkung auf Ökosysteme
Sikahirsche stehen nicht in Nahrungskonkurrenz mit Rehen, aber sehr wohl mit Rothirschen, wenn sie zusammen vorkommen.
Auswirkungen auf den Menschen
Forst- und landwirtschaftliche Schäden bei hoher Bestandsdichte.
Maßnahmen
Sikawild unterliegt dem Jagdrecht. Kreuzungen mit Rothirschen sollten vermieden werden.
Rosskastanienminiermotte Cameraria ohridella
© Friedemar Graf
Status
Neozoon, indigen in Europa
Verbreitung
1984 in Nord-Mazedonien am Ohrid-See entdeckt. Alte Herbarbelege der Rosskastanie zeigten anhand von DNA-Untersuchungen von Mumien der Raupen, dass die Rosskastanienminiermotte im Balkan schon 1879 vorkam. Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet sind tiefe Täler im südlichen Balkan, in denen die Rosskastanie natürlich vorkommt. Die erste Massenvermehrung der Falter fand 1990/91 in Österreich statt. Inzwischen hat sich die Art in großen Teilen Europas etabliert.
Vorkommen in Deutschland
Seit den frühen 1990er Jahren.
Ausbreitungsweg
Das erste Auftreten in Österreich wurde eventuell durch Entkommen aus einer Laborzucht durch einen der Erstbeschreiber ausgelöst. Die Ausbreitung erfolgt neben der natürlichen Flugaktivität und Windverdriftung des Falters auch durch menschliche Transportmittel.
Lebensweise
Die winzigen Eier werden auf den Blattoberseiten hauptsächlich der weißblühenden Gewöhnlichen Rosskastanie und viel seltener an der Rotblühenden Rosskastanie abgelegt. Die abgeplattete Raupe frisst (miniert) innerhalb des Blattes. Durch ihren Fraß verursacht sie die charakteristischen breiten Minen, welche sich alsbald braun verfärben. Am Ende ihrer Entwicklung spinnt sie sich in der Mine ihren Puppenkokon.
Auswirkung auf Ökosysteme
Keine, da bisher – bis auf gelegentlichen Befall des Berg-Ahorns nur gebietsfremde Pflanzen betroffen sind. Rosskastanien wurden erst seit dem 16. und 17. Jahrhundert in europäischen Städten kultiviert.
Auswirkungen auf den Menschen
In erster Linie emotional, da die braun verfärbten und frühzeitig vertrocknenden Blätter kein schönes Bild abgeben. Die Auswirkungen auf die Kastanien sind selbst bei starkem Befall eher gering.
Maßnahmen
Rechtzeitiges Entfernen des Laubs vor dem Schlupf der Falter aus den Puppen, damit der Aufbau der Population im Frühjahr mit einer möglichst geringen Individuenzahl startet.
Quellenangabe
Literatur
Lees, D. C., Lack, H. W., Rougerie, R., Hernandez-Lopez, A., Raus, T., Avtzis, N., Augustin, S. and Lopez-Vaamonde, C. 2011. Tracking origins of invasive herbivores through herbaria and archival DNA: the case of the horse-chestnut leaf miner. — Frontiers in Ecology and the Environment 9(6): 322-328.
Webseiten zur Art:
Schmetterlingsfauna Baden-Württembergs online:
www.schmetterlinge-bw.de/Lepi/EvidenceMap.aspx
Schmetterlinge Deutschlands:
https://www.lepidoptera.de/Lepi/EvidenceMap.aspx?Id=433542
Lepiforum:
lepiforum.org/wiki/page/Cameraria_ohridella
Wikipedia:
Echter Mehltau der Platane Erysiphe platani
Udo Kroener (Erweiterte Lizenz, shutterstock.com)
Status
Neobiont
Verbreitung
Stammt aus Nordamerika, aber inzwischen von allen Kontinenten bekannt. Seit Anfang der 1960 Jahre auch in Europa.
Vorkommen in Deutschland
2007 zuerst bei Freiburg entdeckt; heute in ganz Deutschland verbreitet.
Ausbreitungsweg
Vermutlich ist der Pilz mit Hilfe der Hybrid-Platane (Platanus x acerifolia) über die Burgundische Pforte aus dem Mittelmeerraum nach Deutschland eingewandert.
Lebensweise
Zunächst erscheint die asexuelle Form im Juli auf den Blättern und deformiert diese. Es handelt sich um eine Schicht weißer bis grauer Pilzfäden („Mehltau“) mit asexuellen Sporen (Konidien), die der Fernverbreitung dienen. Das sexuelle Stadium in Form ca. 0,1 mm kleiner schwarzer kugeliger Fruchtkörper wird im August gebildet und überdauert den Winter. Im darauffolgenden Jahr werden sexuelle Sporen (Ascosporen) aus den Fruchtkörpern entlassen, die wieder neue Blätter infizieren.
Auswirkung auf Ökosysteme
Es werden nur angepflanzte, nicht-heimische Platanen von diesem Mehltau befallen, und zwar in Deutschland zu fast 100 %. Der Befall schwächt die Platanen und macht sie anfällig für andere Schädlinge.
Robinien-Blatttütenfalter Parectopa robiniella
© Heidrun Melzer
Status
Neobiont
Verbreitung
Ursprungsgebiet istNordamerika. Um das Jahr 1970 von dort nach Italien eingeschleppt und anschließend Ausbreitung in weiten Teilen Europas.
Vorkommen in Deutschland
2000 erstmals in Südost-Brandenburg gefunden, 2007 in Baden-Württemberg (Stuttgart und am Oberrhein). Inzwischen ist der Robinien-Blatttütenfalter in der Oberrheinebene fast überall zu finden sowie in weiteren Teilen Baden-Württembergs.
Ausbreitungsweg
Unbekannt. Die Art scheint weiter in Ausbreitung begriffen zu sein. In Europa mittlerweile nur auf den Britischen Inseln, in Skandinavien und im äußersten Süden nicht vertreten.
Lebensweise
Die Falter fliegen ab Ende Mai. Die Art bildet in der Regel drei Generationen pro Jahr aus, auffällig wird sie aber erst, wenn im Hochsommer die Minen der zweiten Generation auf den Blättern der Gewöhnlichen Robinie (Robinia pseudacacia) gefunden werden können. Die Raupen minieren im Gegensatz zur Robinienminiermotte (Macrosaccus robiniella) auf der Blattoberseite. Zur Verpuppung stellen sie auf der Blattunterseite ein längliches, weißes Gespinst her. Das Fiederblatt wird hierdurch gefaltet. In Mitteleuropa überwintern die Falter der letzten Generation.
Auswirkung auf Ökosysteme
Keine auf heimische Ökosysteme, da die Robinie selbst ein invasiver Neophyt ist, der in wertvollen Lebensräumen wie Trockenrasen wegen seiner negativen Auswirkungen bekämpft wird.
Auswirkungen auf den Menschen
Keine. Die Auswirkungen des Falters auf den forstwirtschaftlich genutzten Baum sind äußerst gering und stellen auch bei starkem Befall keine ernsthafte Gefährdung dar.
Maßnahmen
Ein Zurückdrängen der Robinien würde auch dem Falter wieder die Lebensgrundlage entziehen.
Quellenangabe
Geiter, O, Homma, S. & R. Kinzelbach (2002): Umweltforschungsplan des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Forschungsbericht 296 89 901/01. UBA-FB 000215: Bestandsaufnahme und Bewertung von Neozoen in Deutschland Untersuchung der Wirkung von Biologie und Genetik ausgewählter Neozoen auf Ökosysteme und Vergleich mit den potenziellen Effekten gentechnisch veränderter Organismen. I-III, 1-74, Anhang 1 1-35, Anhang II 1-31, Anhang III 1-52 https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/publikation/long/2141.pdf
Whitebread, S.E. (1990): Phyllonorycter robiniella (Clemens, 1859) in Europe (Lepidoptera, Gracillariidae). — Nota lepidopterologica 12: 344-353.
http://lepiforum.org/wiki/page/Parectopa_robiniella#Falter
https://www.schmetterlinge-bw.de/Lepi/EvidenceMap.aspx?Id=433868
Robinienminiermotte Macrosaccus robiniella
© Peter Buchner
Status
Neobiont
Verbreitung
Die Art stammt aus Nordamerika. In Europa erstmals 1983 in der Schweiz bei Basel festgestellt, inzwischen in West-, Mittel- und Osteuropa weit verbreitet.
Vorkommen in Deutschland
Vermutlich seit 1988, von der Umgebung von Basel kommend; seit 1993 am nördlichen Oberrhein. Heute fehlt die Art in Deutschland in kaum einem größeren Bestand der Gewöhnlichen Robinie (Robinia pseudoacacia), einem Neophyten, der ebenfalls aus Nordamerika stammt.
Ausbreitungsweg
Aus Nordamerika wahrscheinlich als Falter mit Containern nach Europa eingeschleppt. Nachdem die Robinienminiermotte 1996 Ungarn mit seinen reichen Robinienbeständen erreicht hatte, nahm ihre Verbreitung stark zu. Ein Grund für die rasche Ausbreitung ist das Fehlen von Feinden in der einheimischen Fauna.
Lebensweise
Die Weibchen der Robinienminiermotte legen ihre graugrünen Eier an der Blattunterseite der Robinie ab. Die Raupen fressen (minieren) im Innern der Blätter, im Gegensatz zum Robinien-Blatttütenfalterfast immer auf der Blattunterseite in blasenförmig runden Minen. Die Art bildet in Mitteleuropa zwei bis drei Generationen aus, die Falter der letzten Generation überwintern.
Auswirkung auf Ökosysteme
Keine, da die Robinie selbst ein invasiver Neophyt ist, der in wertvollen Lebensräumen wie Trockenrasen wegen seiner negativen Auswirkungen bekämpft wird.
Auswirkungen auf den Menschen
Keine. Die Auswirkungen des Falters auf den forstwirtschaftlich genutzten Baum sind äußerst gering und stellen auch bei starkem Befall keine ernsthafte Gefährdung dar.
Maßnahmen
Ein Zurückdrängen der Robinien würde auch dem Falter wieder die Lebensgrundlage entziehen.
Quellenangabe
Geiter, O, Homma, S. & R. Kinzelbach (2002): Umweltforschungsplan des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Forschungsbericht 296 89 901/01. UBA-FB 000215: Bestandsaufnahme und Bewertung von Neozoen in Deutschland Untersuchung der Wirkung von Biologie und Genetik ausgewählter Neozoen auf Ökosysteme und Vergleich mit den potenziellen Effekten gentechnisch veränderter Organismen. I-III, 1-74, Anhang 1 1-35, Anhang II 1-31, Anhang III 1-52 https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/publikation/long/2141.pdf
Rietschel, G. (1996): Zum Auftreten von Phyllonorycter robiniella (Clemens, 1859) (Lepidoptera, Gracillariidae), einer Miniermotte der Robinie, in Süddeutschland. – Philipia 7(4): 315-318.
Whitebread, S.E. (1990): Phyllonorycter robiniella (Clemens, 1859) in Europe (Lepidoptera, Gracillariidae). — Nota lepidopterologica 12: 344-353.
Schmetterlingsfauna Baden-Württembergs online:
www.schmetterlinge-bw.de/Lepi/EvidenceMap.aspx
Schmetterlinge Deutschlands:
www.lepidoptera.de/Lepi/EvidenceMap.aspx
Lepiforum:
Manche Neobiota wirken sich negativ auf die biologische Vielfalt ihres neuen Lebensraums aus, beispielsweise durch Veränderungen der Nahrungsketten. Auch durch die Konkurrenz um Ressourcen wie Wuchsstandort oder Brutplätze verdrängen Neuankömmlinge schon vorhandene Organismen und bringen sie an den Rand der Ausrottung.
Neobiota können auch die genetische Vielfalt verringern: Wenn sich zwei nahe verwandte Arten vermischen, verschwinden diese allmählich, übrig bleibt eine Hybridart. Darüber hinaus schleppen Neobiota neue Parasiten und Krankheitserreger ein, die indigene Arten gefährden. Manche Neophyten verändern auch die Bedingungen an ihrem Wuchsort zu Ungunsten einheimischer Pflanzen. Sie reichern zum Beispiel Nährstoffe im Boden an oder produzieren schlecht abbaubares Laub.
Nordamerikanischer Ochsenfrosch Rana catesbeiana
Scottslm (Pixabay Lizenz, pixabay.com)
Status
Neobiont, invasiv
Verbreitung
Ursprünglich im östlichen Teil Nordamerikas; eingeführt unter anderem in der Karibik, Europa, China und Japan.
Vorkommen in Deutschland
Die derzeit einzige bekannte stabile Ochsenfroschpopulation in Deutschland kommt in den Baggerseen nördlich von Karlsruhe vor.
Ausbreitungsweg
Ansiedlung für die Gastronomie (Froschschenkel) und Entkommen von Terrarien- und Gartenteichtieren; erste Importe nach Europa erfolgten bereits in den 1930er Jahren.
Lebensweise
Mit Gelegen von bis zu 20.000 Eiern und einer Lebenserwartung von etwa 10 Jahren haben Ochsenfrösche ein enormes Vermehrungspotential. Die bis 20 cm großen Frösche fressen alles, was sie überwältigen und verschlingen können, einschließlich Artgenossen. Die Kaulquappen ernähren sich ganz überwiegend von Algen, fressen aber auch Kaulquappen anderer Amphibienarten.
Auswirkung auf Ökosysteme
Ochsenfrösche konkurrieren mit einheimischen Amphibien um Raum und Nahrung und stellen für sie Fressfeinde dar. Außerdem übertragen sie den für viele Amphibienarten tödlichen Chytridpilz.
Maßnahmen
Vorkommen bei Stuttgart und in Nordrhein-Westfalen wurden ausgerottet. Im Raum Karlsruhe laufen seit 2001 Bekämpfungsmaßnahmen.
Kalikokrebs Faxonius immunis
Astacoides (CC BY-Sa 3.0, wikimedia.org)
Status
Neobiont, invasiv
Verbreitung
Ursprünglich Nordamerika im Einzugsgebiet des Mississippi, in anderen Teilen der USA Neozoon.
Vorkommen in Deutschland
Erstmals 1993 bei Sinzheim, heute am Oberrhein zwischen Kehl und Mainz weit verbreitet und etabliert.
Ausbreitungsweg
Wahrscheinlich durch Personal des damaligen kanadischen Luftwaffenstützpunkts ausgesetzt, breitete sich dann aktiv über die Rheinzuflüsse sowie Gräben und Hochwasserentlaster aus.
Lebensweise
Der Kalikokrebs geht über Land und lebt außer in Fließgewässern dauerhaft in flachen Tümpeln. Austrocknung überlebt er durch Röhrenbau im Ufer. Die Tiere pflanzen sich als einzige Flusskrebse bei uns bereits im ersten Lebensjahr fort.
Auswirkung auf Ökosysteme
Der Kalikokrebs kann in Kleingewässern sehr rasch Massenbestände aufbauen. Solche Gewässer sind milchkaffeefarben trübe und ohne Wasserpflanzen. Der räuberische Allesfresser gefährdet besonders Amphibien und Libellen und ist Überträger der Krebspest.
Maßnahmen
Baumstammbarrieren verhindern eine Einwanderung in noch unbesiedelte Kleingewässer. Kiesüberschichtung von Lehmufern erschwert den Bau von Röhren. Die Art wird sich vermutlich weiter ausbreiten.
Japanischer Staudenknöterich Fallopia japonica
Status
Neobiont, invasiv
Verbreitung
Ursprünglich in China, Japan und Korea; nach Europa, Nordamerika, Australien und Neuseeland eingeführt.
Vorkommen in Deutschland
Seit 1872
Ausbreitungsweg
In England seit 1825 gepflanzt. Ab 1849 begann die Vermarktung als in andere, Ländern Europas; er wurde auch als Nahrungspflanze für Hirsche und Bienen in die Natur gebracht.
Lebensweise
Der Staudenknöterich wird bis zu 3 m hoch und breitet sich über bis zu 2 m tiefliegende und bis zu 10 cm dicke Wurzelstöcke aus. Daraus treibt er neue Sprosse aus, die zusammen dichte Bestände bilden. Er kommt an Ufern von Fließgewässern und im Offenland auf kiesigem bis tonigem Boden vor.
Auswirkung auf Ökosysteme
Vor allem an Ufern von Gewässern überwuchert er als invasiver Neophyt andere Pflanzen und kann kilometerlange dichte Bestände bilden. Eine Verarmung der einheimischen Flora ist die Folge.
Auswirkungen auf den Menschen
Die Rhizome können Uferbefestigungen, Gebäude wie Schleusen und Dämme durch ihr Dickenwachstum sprengen.
Maßnahmen
Ausrottung sehr schwierig. Sehr häufiges Abmähen im Jahr mit anschließender Behandlung mit Herbiziden verheißt bislang den größten Erfolg.
Waschbär Procyon lotor
Linzmeier1 (Pixabay Lizenz, pixabay.com)
Status
Neobiont
Verbreitung
Natürliches Verbreitungsgebiet von Panama bis Südkanada; eingeführt in Europa und im Kaukasus.
Vorkommen in Deutschland
1929/1930 erster Freilandbestand in der Eifel, 1934 am Edersee (Hessen); erster Nachweis für Baden-Württemberg 1960 aus Benningen.
Ausbreitungsweg
Gezielte Aussetzungen und ausgebrochene Pelzfarmtiere bildeten die Gründungspopulationen in Europa, die sich rasch ausbreiteten.
Lebensweise
Waschbären sind sehr anpassungsfähig in ihren Ansprüchen, sie meiden jedoch offene baumlose Gebiete und benötigen Wasser am Standort. Die dämmerungs- und nachtaktiven Allesfresser besiedeln auch Wohngebiete.
Auswirkung auf Ökosysteme
Verluste bei Fledermäusen und Vogelarten durch Kontrolle von Baumverstecken und Nisthilfen, ebenso bei der Europäischen Sumpfschildkröte und Amphibien. Der Waschbär überträgt Staupe und Leptospirose.
Auswirkungen auf den Menschen
In seltenen Fällen Übertragung des Waschbär-Spulwurms (Baylisascaris procyonis). Lokale Schäden in der Landwirtschaft und an Gebäuden.
Maßnahmen
Waschbären unterliegen dem Jagdrecht und stehen auf der EU-Liste unerwünschter invasiver Arten, die nicht gehalten und verbreitet werden dürfen. Eine Ausrottung der Art ist aber unrealistisch.
Manche Neobiota wie die Roteiche oder die Regenbogenforelle wurden eingeführt, um sie wirtschaftlich zu nutzen. Andere wie zum Beispiel die Marmorierte Baumwanze verursachen hohe Ernteausfälle und finanzielle Schäden in Millionenhöhe in der Landwirtschaft. Die aus Asien stammende Varroamilbe parasitiert Honigbienen und verringert somit den Honigertrag. Ohne Bekämpfung sterben viele Bienenvölker ab. Die Kartoffelfäule, ein aus Nordamerika nach Europa gelangter Eipilz, hat in der Vergangenheit sogar Hungersnöte ausgelöst und in der Folge eine große Auswanderungswelle aus Europa in die USA. Auch an Bauwerken können Neobiota Schäden verursachen. Der Bisam untergräbt Ufer und Dämme, die dadurch instabil werden. Deshalb wird er, wo immer es möglich ist, bejagt, was mit hohen Kosten verbunden ist.
Asiatischer Marienkäfer Harmonia axyridis
MelaniMarfeld (Pixabay Lizenz, pixabay.com)
Status
Neobiont
Verbreitung
Ursprünglich Japan und große Teile Kontinentalasiens, heute in vielen Teilen der Welt vorkommend.
Vorkommen in Deutschland
Seit 1999 in Deutschland im Freiland.
Ausbreitungsweg
Ursprünglich in Gewächshäusern zur Bekämpfungen von Nutzpflanzenschädlingen wie Blattläusen in Europa und Nordamerika eingeführt.
Lebensweise
Asiatische Marienkäferweibchen erzeugen 2–4 Generationen pro Jahr und legen dabei bis zu 3.500 Eier. Die Käfer können 250 Blattläuse pro Tag fressen, aber ernähren sich bei Bedarf auch von den Eiern und Larven anderer Insekten. Im Herbst suchen sie nach Winterquartieren und treten dabei manchmal in großen Schwärmen auf.
Auswirkung auf Ökosysteme
Steht in Konkurrenz mit den indigenen Marienkäferarten durch schnellere Vermehrung und hohe Fraßaktivität; an vielen Orten inzwischen häufigster Marienkäfer.
Auswirkungen auf den Menschen
Nützlich bei der Bekämpfung von Blatt- und Rebläusen im Obst- und Weinbau. Gelangen asiatische (wie einheimische) Marienkäfer bei der Weinlese in die Maische, beeinträchtigt die bittere Körperflüssigkeit den Geschmack des Weins.
Schwimmblasenwurm Anguillicoloides crassus
© Dan Minchin
Status
Neobiont, invasiv
Verbreitung
Ursprünglich in Ostasien als Parasit des Japanischen Aals (Anguilla japonica); seit den 1980er Jahren Ausbreitung in Europa.
Vorkommen in Deutschland
Seit 1982
Ausbreitungsweg
Import von Japanischen Aalen und anschließende Infizierung von Europäischen Aalen (Anguilla anguilla).
Lebensweise
Die erwachsenen Fadenwürmer leben in den Schwimmblasen von Aalen, wo sie sich von Blut ernähren. Ein Weibchen produziert bis zu 500.000 Eier. Die Wurmlarven werden mit dem Kot der Aale ausgeschiedenen. Sie entwickeln sich weiter in ein oder zwei Zwischenwirten wie Ruderfußkrebsen und kleinen Fischen. Werden diese von einem Aal gefressen, vollenden sie ihr Wachstum in seiner Schwimmblase.
Auswirkung auf Ökosysteme
Eine wiederholte Parasitierung führt zur Vernarbung der Schwimmblase, was ihre Funktion als Stabilisationsorgan beeinträchtigt. Dadurch verbrauchen die Aale während ihrer Wanderung zu den Laichgründen in der Karibik viel Energie, was sie abmagern oder gar verhungern lässt. Dies kann den kompletten Ausfall der Fortpflanzung bedeuten.
Auswirkungen auf den Menschen
Der Befall von Zuchtaalen führt zu hohen wirtschaftlichen Verlusten.
Varroa-Milbe Varroa destructor
Mirko Graul (Standardlizenz, shutterstock.com)
Status
Neobiont
Verbreitung
Ursprünglich tropisches Ostasien als Parasit an der Östlichen Honigbiene (Apis cerana). Inzwischen fast weltweite Verschleppung in der Haltung der europäischen Honigbiene (Apis mellifera).
Vorkommen in Deutschland
1977 mit Völkern der Östlichen Honigbiene an das Bieneninstitut in Oberursel verbracht.
Ausbreitungsweg
Versand von infizierten Bienenvölkern und Königinnen.
Lebensweise
Varroa-Milben sind obligate Honigbienen-Parasiten. Die Larven, Nymphen und Männchen leben ausschließlich im Stock in den Brutzellen, adulte Weibchen auch an erwachsenen Bienen. Die Milben saugen das Blut (Hämolymphe) der Bienen und übertragen beim Stich für die Bienen gefährliche Viren und Bakterien.
Auswirkungen auf den Menschen
Ausschließlich indirekt über die Schädigung der Honigbienen und den dadurch verringerten Ertrag an Bienenprodukten wie Honig und Wachs, die geringere Bestäubungsleistung und den Mehraufwand in der Haltung.
Maßnahmen
In erster Linie Befallskontrollen in der Imkerei und Bekämpfung der Milben mit chemischen Mitteln (Akarizide, Säuren) oder biologischen Maßnahmen (Erwärmung der Bienenbrut oder Entnahme der Drohnenbrut).
Marmorierte Baumwanze Halyomorpha halys
junrong (Standardlizenz, shutterstock.com)
Status
Neobiont
Verbreitung
Natürliche Verbreitung in Ostchina, Japan und Korea; seit 2001 Auftreten und rasche Ausbreitung in Nordamerika, seit 2004 in Europa.
Vorkommen in Deutschland
Erstmalig in Konstanz 2011 nachgewiesen, 2017 im Raum Stuttgart, 2018 in Südbaden.
Ausbreitungsweg
Verschleppung durch Verkehr und Warentransport. Aktive Verbreitung der flugaktiven erwachsenen Tiere.
Lebensweise
Über 300 Pflanzenarten sind als Wirtspflanzen für die Wanze nachgewiesen, darunter zahlreiche Nutzpflanzen. Pro Jahr treten in Europa 1–2 Generationen auf. Die Nymphen saugen an denselben Pflanzen wie die erwachsenen Tiere. Im Herbst werden diese im Siedlungsbereich oft an sonnenexponierten Wänden gefunden, im Winter auch in den Häusern.
Auswirkungen auf den Menschen
Verursacht große Schäden in der Landwirtschaft, sowohl bei Gemüse als auch im Obst- und Weinanbau durch Anstechen und Besaugen von Früchten sowie durch die Übertragung von pflanzlichen Krankheitserregern wie Pilzen.
Maßnahmen
Bekämpfung bislang durch Insektizide. Möglicherweise kann auch die „Samurai-Wespe“ (Trissolcus japonicus) eingesetzt werde, welche die Eier der Wanze parasitiert. Sie wurde inzwischen in Baden-Württemberg im Freiland gefunden.
Kartoffelmehltau, Kraut- und Knollenfäule der Kartoffel Phytophthora infestans
© Dr. Markus Scholler
Status
Neobiont
Verbreitung
Stammt aus Mittelamerika, weltweit im Kartoffel- und Tomatenanbau verbreitet.
Vorkommen in Deutschland
Seit 1845 in Deutschland.
Ausbreitungsweg
Um das Jahr 1840 erstmals nach Nordamerika und 1843 mit infizierten Kartoffelknollen nach Europa (Flandern) verschleppt.
Lebensweise
Der Kartoffelmehltau gehört zu den Eipilzen (Oomycota) und befällt neben Kartoffeln unter anderem auch Tomaten, bei denen er die Braunfäule verursacht. Der Befall beginnt an den Blättern. Feuchtes Wetter begünstigt die Ausbreitung von Sporen, die über die Blattöffnungen in das pflanzliche Gewebe eindringen. Der Pilz infiziert auch die unterirdischen Knollen, in denen er überwintert. Die Knolle verfärbt sich dabei, wird weich und ungenießbar.
Auswirkungen auf den Menschen
Die Einschleppung nach Europa führte von 1847 bis 1852 allein in Irland zu einer Million Hungertoten, darauhin emigrierten millionen Menschen in die USA. Der Kartoffelmehltau sorgt weltweit für einen Verlust von rund 20 % der Ernteerträge bei Kartoffeln.
Maßnahmen
Einsatz von Fungiziden und Resistenzzucht durch Einkreuzung von Wildkartoffeln.
Lindenwanze Oxycarenus lavaterae
Tomasz Klejdysz (Standardlizenz, shutterstock.com)
Status
Neobiont
Verbreitung
Ursprüngliche Verbreitung im westliches Mittelmeergebiet, seit den 1990-Jahrten Ausbreitung nach Norden und nach Osten
Vorkommen in Deutschland
Erstmals 2004 in der Oberrheinebene, inzwischen an der Ostseeküste angekommen.
Ausbreitungsweg
NatürlicheAusbreitung von Italien und Frankreich nach Norden. In Deutschland rasche Expansion nach Norden über die Rheinebene.
Lebensweise
Die Wanzen leben hauptsächlich an Malven- und Lindengewächsen, wo sie an Blättern und jungen Trieben Pflanzensaft saugen. Sie bleiben dabei meist unbemerkt. Erst im Herbst sammeln sie sich in auffälligen Aggregationen an den Stämmen von Linden, wo sie in Ritzen der Borke überwintern.
Auswirkung auf Ökosysteme
Noch weitgehend unbekannt. Bislang keine Schäden an den Wirtspflanzen.
Auswirkungen auf den Menschen
Wird gelegentlich als lästig durch Eindringen in Wohnungen empfunden.
Maßnahmen
Keine
Quellenangabe
Deckert, J & Wachmann, E. (2020) Die Wanzen Deutschlands. Entdecken - Beobachten – Bestimmen. 720 S. Quelle + Meyer. ISBN 978-3-494-01636-8
Amerikanische Kiefernwanze Leptoglossus occidentalis
Didier Descouens (CC BY-SA 4.0, wikimedia.org)
Status
Neobiont
Verbreitung
Ursprünglich in Nordamerika westlich der Rocky Mountains lebend. Von dort Ausbreitung über ganz Nordamerika; 1999 Verschleppung nach Norditalien und anschließende Verbreitung über große Teile Europas; seit 2008 auch in Japan nachgewiesen.
Vorkommen in Deutschland
Seit 2006
Ausbreitungsweg
Nicht genau bekannt, vermutet werden Verschleppung mit Saatgut, Weihnachtsbäumen oder Baumaterial, weitere Ausbreitung aktiv über Flug.
Lebensweise
Diese Wanzenart saugt an den Samen verschiedener Nadelbäume. Pro Jahr tritt in unseren Breiten nur eine Generation auf. Zur Überwinterung werden geschützte Verstecke aufgesucht und so dringt diese Wanzenart im Herbst oft in Wohnungen ein.
Auswirkung auf Ökosysteme
Noch nicht abschließend erforscht.
Auswirkungen auf den Menschen
Bislang Schäden an Koniferen-Saatgut In Saatgut-Betrieben durch das Aussaugen von Samen. Durch ihre Größe und ihr brummendes Fluggeräusch kann die ansonsten harmlose Wanze Menschen verunsichern.
Maßnahmen
Noch nicht bekannt, aber starke Ausbreitung der Wanze.
Quellenangabe
E. Wachmann, A. Melber & J. Deckert (2007), Wanzen 3 - Tierw. Deutschlds., 78, S. 206–207
Buchsbaumzünsler Cydalima perspectalis
WaldundFeld (Pixabaylizenz, pixabay.com)
Status
Neozoon
Verbreitung
UrsprünglichOstasien, seit 2006 aus Europa bekannt. Die West-Ost-Ausdehnung des europäischen Vorkommens erstreckt sich mittlerweile von Portugal bis Russland und von Sizilien bis Dänemark.
Vorkommen in Deutschland
Erstnachweise datieren aus dem Jahr 2006 von Weil am Rhein und aus Kehl.
Ausbreitungsweg
Die Art wurde nach Europa mit Buchsbaumpflanzen eingeschleppt. Die Art breitet sich in Mitteleuropa von selbst nur ca. 5 km pro Jahr um bisherige Befallsgebiete aus. Die Besiedlung weiter entfernter Orte dürfte ausschließlich über Verschleppung von Eiern oder Raupen mit jungen Buchsbäumchen durch den Pflanzenhandel erfolgt sein.
Lebensweise
Die Raupen leben bei uns nahezu ausschließlich am Europäischen Buchsbaum (Buxus sempervirens). In Deutschland tritt die Art, so wie in Südost-Asien, in zwei vollen und teilweise einer dritten Generation auf. Besonders häufig sieht man den Falter in warmen Spätsommernächten, wenn er durch Beleuchtung angezogen oft in vielen Exemplaren an Hauswänden sitzt.
Auswirkung auf Ökosysteme
Großflächiges Absterben des natürlichen Buchsbaumwaldes an einem der ältesten, letzten und größten Standorte in Deutschland im Naturschutzgebiet „Buchswald“ am Grenzacher Horn im Landkreis Lörrach in den Jahren 2007-2010.
Auswirkungen auf den Menschen
Starke Schädigung von Buchsbaum in Garten- und Parkanlagen und auf Friedhöfen bis hin zum Vernichten barocker Buchshecken in Schlossgärten.
Maßnahmen
Manuelles Absammeln der Raupen und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bieten nur kurzfristigen Erfolg, da die Pflanzen immer wieder neu besiedelt werden. Insektizide treffen auch potenzielle natürliche Gegenspieler wie parasitische Wespen. Zunehmend wird beobachtet, dass immer mehr heimische Vögel die Raupen fressen.
Quellenangabe
Literatur
Krüger, E. O. (2008): Glyphodes perspectalis (Walker, 1859) – neu für die Fauna Europas (Lepidoptera: Crambidae). – Entomologische Zeitschrift 118 (2): 81-83. Stuttgart.
Webseiten zur Art:
Schmetterlingsfauna Baden-Württembergs online:
https://www.schmetterlinge-bw.de/Lepi/EvidenceMap.aspx?Id=442650
Schmetterlinge Deutschlands:
https://www.lepidoptera.de/Lepi/EvidenceMap.aspx?Id=442650
Lepiforum:
http://lepiforum.org/wiki/page/Cydalima_perspectalis
Wikipedia:
Bläulingszikade Metcalfa pruinosa
Nenad Nedomacki (Standardlizenz, shutterstock.com)
Status
Neobiont
Verbreitung
Ursprungsareal ist Nordamerika, von der Ostküste bis nach Kalifornien und Mexiko. Seit den 1970er Jahren Ausbreitung in Europa.
Vorkommen in Deutschland
Erstmals 2012 in Weil am Rhein.
Ausbreitungsweg
Vermutlich über Pflanzenimporte.
Lebensweise
Die Bläulingszikade bildet pro Jahr eine Generation. Ab Mai schlüpfen die Larven die sich dann bis Juli zu ausgewachsenen Zikaden entwickeln. Die Bläulingszikade hat ein breites Spektrum von Nahrungspflanzen, darunter zahlreiche Kulturpflanzen wie Obstarten, Wein, Sonnenblumen, Mais.
Auswirkung auf Ökosysteme
Bislang nicht bekannt.
Auswirkungen auf den Menschen
Bei Massenauftreten Schäden im Obst- und Weinanbau durch Ansaugen der Pflanzen und Früchte sowie Verunreinigung durch Honigtau, auf dem sich Rußtaupilze ansiedeln. Der Honigtau wird aber auch von Honigbienen zu Metcalfa-Honig verarbeitet.
Maßnahmen
Bislang meist chemische Bekämpfung, biologische Maßnahmen werden geprüft.