Graugans Anser anser
Fotos (Pixabay Lizenz, pixabay.com)
Status
Indigen; in Baden-Württemberg Neobiont
Verbreitung
Brutvogel in Teilen West-, Mittel-, Nord- und Osteuropas bis nach Zentralasien.
Vorkommen in Deutschland
In Norddeutschland weit verbreitet. Die Brutbestände in Baden-Württemberg gehen auf Aussetzungen ab Anfang der 1980er Jahre und entflogene Ziervögel zurück.
Ausbreitungsweg
Gezielte oder unbeabsichtigte Auswilderung von Ziervögeln. Das reichhaltige Nahrungsangebot auf gedüngten Äckern begünstigt die Bestandsentwicklung.
Lebensweise
Graugänse verpaaren sich meist im Alter von 2 Jahren und führen dann eine monogame Dauerbeziehung. Beide Geschlechter beteiligen sich an der Aufzucht der Jungen. Graugänse sind außerhalb der Brutzeit gesellig und oft in großen Scharen bei der Nahrungssuche oder auf Gewässern zu beobachten. Sie zeigen in Baden-Württemberg kein Zugverhalten.
Auswirkungen auf den Menschen
Weidende Graugänse können das Wachstum von Wintergetreide und Weidelgras positiv beeinflussen, da durch den Verbiss konkurrenzstärkere Pflanzen gefördert werden und der Kot als Dünger wirkt. Die Verkotung von Parkanlagen und Liegewiesen wird häufig als belästigend empfunden.
Bienenfresser Merops apiaster
©Luka Hercigonja (Standardlizenz, shutterstock.com)
Status
Indigene Art oder Neobiont?
Verbreitung
DasBrutgebiet reicht von SW-Europa über NW-Afrika bis nach Zentralasien, Brutnachweise weit außerhalb des Verbreitungsgebiets stammen aus Dänemark. Die Überwinterungsgebiete liegen in Afrika südlich der Sahara. Mitteleuropäische Verbreitungsschwerpunkte liegen in Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg (südlicher Oberrhein).
Vorkommen in Deutschland
Älteste Erwähnung für ein Vorkommen am Kaiserstuhl datiert auf das Jahr 1644, einzelne Brutnachweise für Deutschland sind für das 19. Jhdt. dokumentiert. In Baden-Württemberg seit Mitte der 1960er Jahre ± kontinuierliche Besiedlung, seit Ende der 1980er Jahre stark steigende Bestandszahlen mit 500-700 Brutpaaren (Zeitraum 2012-2016) und Arealausweitung.
Ausbreitungsweg
Selbstständige Ausdehnung des Brutareals auf klimatisch bevorzugte Gebiete mit mittleren Julitemperaturen von >20° C. Profitiert vom Klimawandel.
Lebensweise
Geselliger Langstreckenzieher, der nach milden Wintern und früh einsetzenden, sommerlichen Temperaturen geeignete Brutgebiete auch fernab des eigentlichen Brutgebietes besiedeln kann. Brütet in selbstgegrabenen Brutröhren an Steilufern von Flüssen oder an Steilwänden von Sand-, Kies- oder Braunkohlegruben. Ernährt sich von größeren Insekten wie Bienen, Wespen und Libellen, die alle im Flug erbeutet werden.
Auswirkung auf Ökosysteme
Nicht bekannt.
Auswirkungen auf den Menschen
Nicht bekannt.
Maßnahmen
Nach Bundesnaturschutzgesetz streng geschützte Art; angewiesen auf Erhalt störungsfreier Nisthabitate, Extensivierung der Landwirtschaft, Verzicht auf Einsatz von Insektiziden.
Quellenangabe
Bauer, H.-G., Boschert, M., Förschler, M. I., Hölzinger, J., Kramer, M., Mahler, U. (2016). Rote Liste und kommentiertes Verzeichnis der Brutvogelarten Baden-Württembergs. 6. Fassung. Stand 31. 12. 2013. Naturschutz-Praxis Artenschutz 11.
Bastian, A., Bastian, H.-V., Fiedler, W., Rupp, J., Todte, I., Weiss, J. (2013). Der Bienenfresser (Merops apiaster) in Deutschland – eine Erfolgsgeschichte. Fauna Flora Rheinland-Pfalz 12: 861-894.
Hahn, S., Alves, J.A., Bedev, K., Costa, J.S., Emmenegger, T., Schulze, M., Tamm, P., Zehtindjiev, P., Dhanjal-Adams, K.L. (2020). Range-wide migration corridors and non-breeding areas of a northward expanding Afro-Palaearctic migrant, the European Bee-eater Merops apiaster. Ibis 162: 345-355.
Kinzelbach, R., Nicolai, B. & R. Schlenker (1997). Der Bienenfresser Merops apiaster als Klimazeiger: Zum Einflug in Bayern, der Schweiz und Baden im Jahr 1644. Journal für Ornithologie 138: 297-308.
Admiral Vanessa atalanta
rorue (Standardlizenz, shutterstock.com)
Status
Indigen; Wanderfalter
Verbreitung
Der Admiral ist ursprünglich ein Bewohner südeuropäischer Auwälder, der jedes Jahr im Frühling nach Norden wanderte. Die Nordgrenze der ständigen Verbreitung geht in Europa derzeit durch Mittelengland und Dänemark.
Vorkommen in Deutschland
Schon in den frühesten Aufzeichnungen über Schmetterlinge (1800) wird die Art aus dem Gebiet des heutigen Baden-Württemberg erwähnt.
Ausbreitungsweg
Die Einwanderung aus dem Mittelmeerraum, wie sie in den 1980er Jahren noch absolut üblich war, scheint heute nur noch in geringem Maße stattzufinden. Man geht davon aus, dass die Raupen Ende der 1990er Jahre in der Oberrheinebene begannen zu überwintern, wobei ihnen die damals recht milden Winter entgegenkamen.
Lebensweise
In Mitteleuropa werden drei bis vier Generationen ausgebildet. Die Larve des Admirals entwickelt sich an der Großen Brennnessel in einer Blatttüte, welche die Raupe spinnt und die mehrfach gewechselt wird, um an neue Nahrung zu gelangen. In ihr erfolgt auch die Verpuppung. Neben dem Falter können vom Admiral bei uns Ei, Raupe und vereinzelt auch die Puppe überwintern – ein absoluter Ausnahmefall unter den heimischen Tagfaltern.
Totenkopfschwärmer Acherontia atropos
danielkreissl (Standardlizenz, shutterstock.com)
Status
In Deutschland ziemlich seltener Wanderfalter
Verbreitung
Dauerhaft imtropischen Afrika und im Nahen Osten, nördlich biszu einer Linie von Südspanien über Süditalien und Südgriechenland zum Südrand der Türkei. In unseren Breiten kann der Totenkopfschwärmer den Winter nicht überstehen.
Vorkommen in Deutschland
Seit Jahrhunderten im Gebiet Baden-Württembergs präsent, siehe Roth von Schreckenstein (1800): „der schöne Todtenkopfschwärmer kommt zwar allenthalben, aber nur selten vor“. Er wird häufig von Imkern beobachtet.
Ausbreitungsweg
In Südwestdeutschland werden Falter von August bis Oktober gefunden. Darunter sind die Jungen jener Schmetterlinge, die im Hochsommer bei uns aus dem Süden einwanderten. Dabei werden die Alpen bis in Höhen von 3000 m überquert.
Lebensweise
Die riesige Raupe des Totenkopfschwärmers wird bei uns besondes am Kartoffelkraut gefunden, aber auch an anderen Nachtschattengewächsen (Tabak, Stechapfel) sowie seltener an Liguster oder dem Schmetterlingsstrauch. Imker kennen den Schmetterling oft aus eigener Anschauung, weil er in Bienenstöcke eindringt und Honig säuft. Gelegentlich werden in Bienenwachs mumifizierte Falter in den Bienenstöcken gefunden. Die Falter können in ihrer Mundhöhle pfeifende Geräusche erzeugen.
Auswirkungen auf den Menschen
Im Europa des 18. und 19. Jahrhunderts galt er als „mysteriöses Unglückswesen“ und als Omen, das den Tod ankündigt. Heute kennt man den Totenkopfschwärmer aus dem Film „Das Schweigen der Lämmer“. Hier züchtet ihn der Mörder und legt seinen Opfern jeweils eine Puppe in den Rachen.
Quellenangabe
Traub, B. (1994): Sphingidae p.p. – In: Ebert, G. (Hrsg.): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs 4: 123-128; Stuttgart (Ulmer).
Schmetterlingsfauna Baden-Württembergs online:
https://www.schmetterlinge-bw.de/Lepi/EvidenceMap.aspx?Id=443841
Schmetterlinge Deutschlands:
https://www.lepidoptera.de/Lepi/EvidenceMap.aspx?Id=443841
Lepiforum:
Goldschakal Canis aureus
Wim Hoek (Standardlizenz, shutterstock.com)
Status
Indigene Art in Ausbreitung
Verbreitung
Das natürliche Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Nordafrika, der Arabischen Halbinsel, Südosteuropa bis nach Zentral- und Südostasien.
Vorkommen in Deutschland
Erstmals 1997 in Brandenburg und 1998 in Baden-Württemberg beobachtet. Im Dezember 2020 wurde bei Bruchsal ein toter Goldschakal gefunden, im Januar 2021 ein Exemplar mit einer Wildtierkamera im Rastatter Stadtwald aufgenommen.
Ausbreitungsweg
Nach starker Dezimierung der Bestände durch Lebensraumverlust und Vergiftungsprogramme in den 1960er Jahren breitet sich der Goldschakal seit den 1980er Jahren in Europa nach Norden aus.
Lebensweise
Tag- und nachtaktiv; bewohnt Lebensräume von Halbwüsten bis zu immergrünen Wäldern. Die Beute besteht vorwiegend aus kleinen Wirbeltieren und Insekten, aber auch aus Aas, Früchten und Speiseresten.
Auswirkung auf Ökosysteme
Ob der Goldschakal als neue Art eine Bedrohung oder Bereicherung für die einheimische Fauna darstellt, muss erst erforscht werden.
Auswirkungen auf den Menschen
Der Goldschakal gilt für Menschen als ungefährlich. Potentieller Überträger von Parasiten oder Krankheiten wie der Tollwut.
Maßnahmen
Der Goldschakal ist nicht gefährdet und in Deutschland kein jagdbares Wild.
Wespenspinne Argiope bruennichi
© Dr. Hubert Höfer
Status
In Europa indigen
Verbreitung
Ursprünglich Mittelmeergebiet und einzelne wärmere Regionen, inzwischen weit nach Nordeuropa vorgedrungen.
Vorkommen in Deutschland
Bereits vor 1880 aus dem Oberrheingraben bekannt, seit dieser Zeit starke Ausbreitung in ganz Deutschland.
Ausbreitungsweg
Ausgehend von ursprünglichen wärmebegünstigten Gebieten in Mitteleuropa, die nach der letzten Eiszeit von einem Rückzugsort im Südkaukasus wiederbesiedelt worden waren, konnte sich die Art nach Nordeuropa ausbreiten.
Lebensweise
Wespenspinnen sind durch ihre Radnetze, die Fähigkeit Beute schnell in Spinnseide einzuwickeln und den Giftbiss besonders effektive Jäger großer und wehrhafter Beutetiere, wie Bienen, Wespen oder Heuschrecken. Sie können sich durch Wind an ihrem Faden hängend schnell auch über größere Strecken verbreiten. Die Weibchen paaren sich meist mit mehreren Männchen. Sie töten oftmals ihre viel kleineren Partner nach dem Paarungsakt und verspeisen sie anschließend (Sexualkannibalismus). Weibchen legen zwischen 300 und 400 Eier in gut getarnte und schützende Kokons, in denen die bereits im Herbst schlüpfenden Jungspinnen überwintern.
Auswirkung auf Ökosysteme
Durch ihre effektive Jadgstrategie und das schnelle Wachstum können Wespenspinnen in geeigneten Lebensräumen sehr dominant werden, sind aber wahrscheinlich durch ihre spezielle Einnischung keine Konkurrenz zu anderen Radnetzspinnenarten. Auch zeigt Argiope bruennichi an vielen Orten stark schwankende Häufigkeiten im Verlauf von Jahren.
Auswirkungen auf den Menschen
Keine
Quellenangabe
Gauckler, K. (1965): Die schöne Wespenspinne Argyope bruennichi (Scopoli) und ihr Vordringen in Nordbayern. – Berichte der Naturforschenden Gesellschaft Bamberg 40: 103–110.
Krehenwinkel, H. & Tautz, D. (2013): Northern range expansion of European populations of the wasp spider Argiope bruennichi is associated with global warming-correlated genetic admixture and population-specific temperature adaptations. – Molecular Ecology 22: 2232–48.
Kumschick, S., Fronzek, S., Entling, M. H. & Nentwig, W. (2011): Rapid spread of the wasp spider Argiope bruennichi across Europe: A consequence of climate change? – Climatic Change 109: 319–329.
Nyffeler, M. (2009): Estimate of the daily catch of prey by the wasp spider Argiope bruennichi (Scopoli) in the field: Orginal data and minireview. – Contributions to Natural History 12: 1007–1020.
Sonstiges
Weblinks
Arachnologische Gesellschaft
https://arages.de/arachnologie-vernetzt/spinne-des-jahres/2001-wespenspinne
Atlas der Spinnentiere Europas
https://atlas.arages.de/species/689
Spinnen Forum Wiki der Arachnologischen Gesellschaft
Europäisches Reh Capreolus capreolus
Michalicenko (Standardlizenz, shutterstock.com)
Status
Indigen
Verbreitung
Fast in ganz Europa verbreitet mit Ausnahme von Island und Irland sowie im Vorderen Orient.
Vorkommen in Deutschland
Seit der Günz-Vereisung vor etwa 700.000 Jahren ist das Reh durchgehend in Europa und auch auf dem Gebiet von Baden-Württemberg nachgewiesen.
Ausbreitungsweg
Die letzte Vereisung in Mitteleuropa verdrängte das Reh in Rückzugsgebiete im Mittelmeerraum. Die Wiederbesiedelung Richtung Norden nach dem Ende der letzten Kaltzeit erfolgte nur langsam.
Lebensweise
Rehe sind äußerst anpassungsfähig und bevorzugen Randzonen krautreicher Laub- und Laubmischwälder sowie Wiesen und Felder. Sie leben einzeln oder in kleinen Gruppen. Die Wiederkäuer sind hauptsächlich in der Abend- und Morgendämmerung aktiv.
Auswirkung auf Ökosysteme
Da Rehe im Wald gerne die eiweißreichen Jungtriebe von Laubbäumen fressen, können sie die natürliche Waldverjüngung gefährden. Sie sind die wichtigsten Beutetiere für Wolf und Luchs.
Auswirkungen auf den Menschen
Rehe spielen seit ihrer Wiederbesiedlung Mitteleuropas eine wichtige Rolle als Jagdbeute und unterliegen heute dem Jagdrecht.
Distelfalter Vanessa cardui
Shutterschock (Standardlizenz, shutterstock.com)
Status
Indigen; Wanderfalter
Verbreitung
Mit Ausnahme von Südamerika und der Antarktisauf allen Kontinenten verbreitet.
Vorkommen in Deutschland
Schon in den allerfrühesten Aufzeichnungen über Schmetterlinge wird die Art aus dem Gebiet des heutigen Baden-Württembergs erwähnt (1661). Die Menge der einwandernden Schmetterlinge ist jahrweise sehr unterschiedlich. In manchen Jahren bleiben sie fast vollständig aus, in anderen fliegt der Falter in ungeheuren Massen bis weit in den Norden.
Ausbreitungsweg
Einwanderer, die im Februar und März den südlichen Mittelmeerraum erreichen, stammen größtenteils aus der Sahelzone südlich der Sahara. Falter, die zu uns einfliegen, sind oft stark abgeflogen. Das sind Tiere, die aus Nordafrika (oder auch den Kanarischen Inseln) stammen. Besser erhaltene Exemplare kommen aus Südfrankreich, Norditalien und Nordwestkroatien.
Lebensweise
Die Einwanderung ist bei uns größtenteils Ende Juni abgeschlossen. Der Distelfalter bildet dann eine im Sommer schlüpfende Nachfolge-Generation. Die Raupen finden sich in Mitteleuropa fast ausschließlich von Mai bis August, selten bis Oktober. Die Raupe ist nicht wählerisch: neben Disteln frisst sie auch an einer Fülle anderer Pflanzen. Die Art verträgt nahezu keinen Frost und kann auch nicht inaktiv bei uns überwintern. Daher ziehen sich die Falter im Herbst in südlichere Breiten zurück.
Auswirkung auf Ökosysteme
Keine
Auswirkungen auf den Menschen
Selten. Bei Massenvermehrungen können die Raupen zuweilen in Gärten und auf Feldern Kahlfraß auch an untypischen Nahrungspflanzen verursachen.
Maßnahmen
Keines
Quellenangabe
Hensle, J.: http://www.lepiforum.de/lepiwiki.pl?Vanessa_Cardui
Ebert G., Rennwald, E. [Hrsg.] (1991): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs 1, Tagfalter I. – 1-552, Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer.
SCHWEIZERISCHER BUND FÜR NATURSCHUTZ [Hrsg.] (1987): Tagfalter und ihre Lebensräume. Arten – Gefährdung – Schutz. — XI + 516 S., Egg/ZH (Fotorotar AG); hier S. 182-183.
Schmetterlingsfauna Baden-Württembergs online:
https://www.schmetterlinge-bw.de/Lepi/EvidenceMap.aspx?Id=441686
Schmetterlinge Deutschlands:
www.lepidoptera.de/Lepi/EvidenceMap.aspx
Lepiforum:
Schuppenkarpfen Cyprinus carpio
Elena Podolnaya (Standardlizenz, shutterstock.com)
Status
Indigen und Archäobiont in Deutschland, Neobiont in zahlreichen Ländern weltweit.
Verbreitung
Der Wildkarpfen war nach der letzten Kaltzeit in den Zuflüssen des Schwarzen und des Kaspischen Meeres sowie des Aralsees verbreitet. Heute als Zuchtform in ganz Europa und in zahlreichen Ländern weltweit eingeführt.
Vorkommen in Deutschland
Im Gewässersystem der Donau indigen, in anderen Teilen Deutschland für Fischereizwecke ausgesetzt.
Ausbreitungsweg
Zuchtkarpfen wurden zuerst von den Römern eingeführt und bis ins Mittelalter für die Fischerei und Teichzucht ausgesetzt.
Lebensweise
Karpfen leben in warmen, langsam fließenden und stehenden Gewässern mit Pflanzenbewuchs und weichem Boden. Sie sind relativ unempfindlich gegen Schwankungen der Wasserchemie und des Sauerstoffgehaltes. Karpfen können bis zu 50 Jahre alt werden.
Auswirkung auf Ökosysteme
Gilt in den USA als invasives Neozoon, da er den Laich anderer Fische frisst, Wasserpflanzen schädigt, das Wasser eintrüben und durch Phosphorabgabe Algenwachstum fördern.
Auswirkungen auf den Menschen
Wichtiger Speisefisch mit hohem Wirtschaftswert. Negative Auswirkungen auf den Fang indigener Fische in den USA vermutet.
Spinnenläufer Scutigera coleoptrata
© Dr. Hubert Höfer
Status
In Europa indigen
Verbreitung
Ursprünglich östlicher Mittelmeerraum, inzwischen bis zum Mittelrhein vorgedrungen
Vorkommen in Deutschland
Vorkommen nördlich der Alpen sind seit über 100 Jahren bekannt. Seit 2000 vermehrtes Auftreten entlang des Oberrheins und im westlichen Bodenseegebiet. In Karlsruhe und Stuttgart gibt es mittlerweile stabile Populationen.
Ausbreitungsweg
Scutigera coleoptrata besiedelte nach der letzten Eiszeit einzelne Gebiete nördlich der Alpen, z. B. die Region um den Kaiserstuhl. Die Tiere werden durch menschliche Aktivitäten und Verkehrsmittel weit verschleppt, sie können sich im Freiland aber nur in wärmeren Regionen mit Sommerdurchschnittstemperatur von über 16 °C halten, vielfach zunächst in Gebäuden. Die fortschreitende Erhöhung der durchschnittlichen Temperaturen im Zuge des Klimawandels ermöglicht die deutliche Ausweitung des Verbreitungsareals.
Lebensweise
Spinnenläufer sind nachtaktive Räuber mit großen, leistungsfähigen Komplexaugen. Tagsüber verstecken sie sich z. B. unter Steinen oder in Gebäuden hinter Schränken oder Bildern. Sie jagen andere Gliedertiere wie Insekten, Spinnen und Asseln. Mit ihren 15 langen und sehr gut mit Muskeln versorgten Beinpaaren sind Spinnenläufer sehr schnell (bis 45 cm/Sekunde) und können so auch größere Beutetiere erreichen und mit ihren kräftigen Giftklauen überwältigen. Im Frühling legen die Weibchen 60 oder mehr Eier in ihren Verstecken. Die Larven häuten sich 6-mal bis sie ausgewachsen sind und auch die Adulten häuten sich noch regelmäßig. Dabei können verletzte oder verlorene Extremitäten wieder vollständig hergestellt werden. Spinnenläufer haben eine Lebenserwartung von drei oder mehr Jahren.
Auswirkung auf Ökosysteme
Spinnenläufer stehen als effektive Jäger in natürlicher Konkurrenz mit anderen räuberischen Gliedertieren, besonders Jagdspinnen.
Nutzanwendung
Spinnenläufer sind gute Schädlingsvertilger, sie erbeuten sogar Großschaben. In Weinbergen können sie Bedeutung als Schädlingsbekämpfer erhalten.
Auswirkungen auf den Menschen
Spinnenläufer können mit ihren kräftigen Kieferklauen die menschliche Haut zumindest an dünnen Stellen durchdringen. Der Giftbiss ist für Menschen etwa so schmerzhaft wie ein Bienen-oder Wespenstich. Bisher sind aber nur wenige Bisse von Spinnenläufern dokumentiert. Da die Tiere sehr scheu und nachtaktiv sind, kommen sie auch in Wohnungen nur selten in Kontakt mit Menschen. Trotz ihrer beeindruckenden Gestalt und Geschwindigkeit sind sie also für den Menschen nicht gefährlich.
Quellenangabe
Schlotmann, F. (2010): Weitere Nachweise und aktuelle Übersicht zur Verbreitung des Spinnenläufers (Scutigera coleoptrata) (L.) in Deutschland. – Fauna Flora Rheinland-Pfalz 11: 1377–1384.
Zimmermann, K. (2019): Spinnenläufer erobern das westliche Mitteleuropa – Pest Control News 67: 6-9.
Zimmermann, K., Müller, G. (2020): Klimawandel begünstigt Ausbreitung von Scutigera coleoptrata – DGaaE-Nachrichten 34: 82.
Sonstiges
Feldhamster Cricetus cricetus
Miroslav Hlavko
Feldhamster (Hubert Höfer, SMNK)
Feldhamster (Hubert Höfer, SMNK)
Feldhamster (Hubert Höfer, SMNK)
Status
Indigen oder Archäobiont
Verbreitung
Ursprünglich in den Steppen Osteuropas beheimatet, heute von Westeuropa bis nach Zentralasien verbreitet.
Vorkommen in Deutschland
Sichere Nachweise aus Baden-Württemberg datieren von 200 n. Chr. Inzwischen sind nur noch inselartige Restpopulationen in Deutschland anzutreffen.
Ausbreitungsweg
Als der Mensch in der Nacheiszeit Zentral- und Westeuropa landwirtschaftlich erschloss, hat sich auch der Feldhamster als typischer Kulturfolger auf den neuen Agrarflächen ausgebreitet.
Lebensweise
Feldhamster bewohnen trockene Tieflandsteppen und offene Feldlandschaften. Sie benötigen Lehm- oder Lössböden, in die sie ihre großen Baue bis in 1–2 m Tiefe anlegen können. Dort lagern sie umfangreiche Wintervorräte für einen Winterschlaf mit Wachphasen ein.
Auswirkung auf Ökosysteme
Ist bei hoher Populationsdichte ein wichtiges Beutetier für Fuchs, Marderarten, Eulen und Greifvögel. Trägt zur Verbreitung von Samen bei.
Auswirkungen auf den Menschen
Ist bei massenhafter Vermehrung ein Landwirtschaftsschädling. Und wurde früher auch für sein Fell bejagt.
Maßnahmen
Jahrhundertelang wurde in Deutschland die Ausrottung des Feldhamsters vorangetrieben. Inzwischen sind sie vom Aussterben bedroht (Rote Liste: 1) und daher besonders geschützt.
Türkentaube Streptopelia decaocto
Oldiefan (Pixabay Lizenz, pixabay.com)
Status
Indigen
Verbreitung
Von Kleinasien über weite Teile Asiens bis nach Japan, ab 1930er Jahre rasche Ausbreitung vom Balkan nach Mitteleuropa und andere Regionen Europas. Auch in Teilen der USA vorkommend nach Ansiedlung auf den Bahamas.
Vorkommen in Deutschland
1945 erster Brutnachweis für Deutschland, 1949 gelang der erste Brutnachweis für Baden-Württemberg in Mannheim.
Ausbreitungsweg
Spontane Arealausdehnung von Kleinasien überwiegend in Richtung Nordwesten, wahrscheinlich begünstigt durch Klimaerwärmung und menschliche Siedlungen.
Lebensweise
Kulturfolger, profitierte bei der Arealausweitung von den Nahrungsressourcen, die die Agrarwirtschaft dieser körnerfressenden Art bot. Besiedelt verschiedenste menschliche Wohnbereiche, von Einzelgehöften bis hin zu Stadtzentren. Ein Paar kann im Jahr mehrere Bruten mit jeweils zwei Jungen aufziehen. Die Jungen wandern ab und erweitern so das Verbreitungsgebiet der Art.
Sonstiges
Die Bestände sind inzwischen aufgrund des geringeren Nahrungsangebots in der modernen Landwirtschaft, steriler Gartengestaltung und direkter Verfolgung rückläufig.
Rothirsch Cervus elaphus
taviphoto (Standardlizenz, shutterstock.com)
Status
Indigen in Deutschland, Neobiont in Importländern, zum Teil invasiv
Vorkommen in Deutschland
Heute nur lückenhafte Verbreitung in Deutschland und Baden-Württemberg.
Ausbreitungsweg
Als Jagdwild seit Mitte des 19. Jahrhunderts z. B. in Australien, Neuseeland, Chile, und Argentinien eingeführt.
Lebensweise
Rothirsche sind sehr anpassungsfähig und besiedeln verschiedene Lebensräume von Moorlandschaften über Laub- und Fichtenwälder bis zur Macchia-Vegetation im Mittelmeerraum. Männchen und Weibchen mit Nachwuchs bilden außerhalb der Paarungszeit getrennte Herden.
Auswirkung auf Ökosysteme
In großer Zahl beeinflussen Rothirsche durch den Verbiss von Jungbäumen und das Schälen von Rinden die Waldregeneration sowie die Vegetationsstruktur, wodurch in Hanglagen Bodenerosion gefördert wird. Mancherorts stehen sie in Nahrungskonkurrenz mit anderen Großsäugern. Wird weltweit zu den 100 gefährlichsten invasiven Neobiota gezählt.
Auswirkungen auf den Menschen
Wirtschaftliche Verluste in der Forstwirtschaft, aber wichtiges Jagdwild.
Maßnahmen
In Neuseeland Bestandsregulierung durch Abschuss und Einrichten von Hirschfarmen, auf denen Rothirsche als Nutztiere zur Fleischgewinnung gehalten werden.
Wolf Canis lupus
„Grauwolf-Tier“, AB Photographie (Standardlizenz, shutterstock.com)
Wolf in einem Wildgehege in Schweden (Hubert Höfer, SMNK)
Wolf in einem Wildgehege in Schweden (Hubert Höfer, SMNK)
Status
Indigen
Verbreitung
Die natürliche Verbreitung reichte von Nordamerika über Grönland, ganz Europa und die Arabische Halbinsel bis nach Ostasien und Indien. In vielen Ländern ist der Wolf heute stark dezimiert oder ausgerottet. In Europa gibt es heute teilweise isolierte Vorkommen.
Vorkommen in Deutschland
Ende April 2020 gab es 128 Rudel, 35 Paare und 10 Einzeltiere, die meisten davon in einem Streifen von Sachsen bis Niedersachsen. In Baden-Württemberg waren 2021 drei Einzeltiere sesshaft.
Ausbreitungsweg
Die letzten Wölfe Deutschlands wurden bis 1850 erlegt, einzelne Zuwanderer auch später, der letzte in Baden-Württemberg 1882 in Huttingen. Seit 2000 wandern sie selbständig aus Polen und aus den Alpen wieder ein.
Lebensweise
Der Wolf bevorzugt naturnahe Waldungen, Steppen und Moorgebiete, kommt aber auch in der Kulturlandschaft zurecht. Vorrangig erbeutet er Rehe, Rothirsche und Wildschweine, daneben Kleinsäuger und Fische. Wölfe leben in Familienrudeln.
Auswirkung auf Ökosysteme
Wölfe tragen zu gesunden Beutetierbeständen bei und verhindern Überpopulationen von Pflanzenfressern.
Auswirkungen auf den Menschen
Verursacht Verluste von Nutztieren, besonders von Schafen.
Maßnahmen
Der Wolf gilt in Deutschland als gefährdet (Rote Liste: 3), ist eine geschützte Art und unterliegt nicht dem Jagdrecht.
Eurasischer Luchs Lynx lynx
© Dr. Nicola Heckeberg
Status
Indigen
Verbreitung
Ursprünglich in allen waldreichen Gebieten Europas und Asiens nördlich des Himalayas; heute in weiten Teilen des Gebietes ausgerottet.
Vorkommen in Deutschland
Luchsbestände gibt es wieder im Bayrischen und Pfälzer Wald sowie vom Harz bis Nordhessen. Im Schwarzwald streifen bislang nur männliche Einzeltiere umher.
In Deutschland gilt er als vom Aussterben bedroht (Rote Liste: 1).
Ausbreitungsweg
Mitte des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts war der Luchs in ganz Deutschland ausgerottet. Die Rückkehr gelang durch Wiederansiedlungsprojekte und durch Zuwanderung aus Nachbarländern.
Lebensweise
Der ortstreue, dämmerungs- und nachtaktive Anschleichjäger benötigt ausgedehnte, deckungsreiche Waldgebiete. Das Nahrungsspektrum reicht von der Maus bis zum Elchkalb mit einer Präferenz für Rehe. Übergriffe auf Haustiere sind selten.
Auswirkung auf Ökosysteme
Als Spitzenprädator hat der Luchs eine wichtige Funktion bei der Gesunderhaltung der Bestände seiner Beutetiere.
Auswirkungen auf den Menschen
Der Luchs galt als schädlicher Jagdkonkurrent, heute hat er ganzjährige Schonzeit. Für den Menschen ist er ungefährlich.
Maßnahmen
Für die erfolgreiche Ansiedelung sind genügend große Lebensräume, intensive Öffentlichkeitsarbeit und unbürokratische Entschädigung von Haustierbesitzern entscheidend.
Breitwegerich, Großer Wegerich Plantago major
pisitpong2017 (Standardlizenz, shutterstock.com)
Status
Indigen oder Archäobiont in Deutschland, Neobiont in vielen Ländern
Verbreitung
Ursprüngliche Verbreitung euro-asiatisch, inzwischen weltweit als Neobiont in der warm-gemäßigten Klimazone vorkommend.
Vorkommen in Deutschland
Pollennachweise aus dem 4. Jahrtausend v. Chr.; weit verbreitet und häufig von der Tiefebene bis in die Höhenlagen der Alpen auf über 2.000 m.
Ausbreitungsweg
Die Früchte haften bei Nässe durch Bildung einer Schleimschicht an Schuhen, Rädern oder Tierfellen.
Lebensweise
Die Blätter der ausdauernden sommergrünen Staude formen eine Rosette am Boden. Ein Wurzelstock dient als Überdauerungsorgan. Die Pflanze ist sehr widerstandsfähig und wächst auch in Pflasterritzen und auf verdichteten, häufig betretenen, sonnigen Flächen.
Auswirkung auf Ökosysteme
Obwohl zahlreiche Bestände im Siedlungsbereich bildend, nicht invasiv. Wird als Futterpflanze von Wildtieren genutzt.
Auswirkungen auf den Menschen
Junge Blätter essbar. Saft oder Brei der Blätter wurden als entzündungshemmendes und Juckreiz stillendes Heilmittel genutzt. Die vom Wind verbreiteten Pollen lösen vielfach Heuschnupfen aus.
Sonstiges
Der Breitwegerich wurde in Nordamerika von der indigenen Bevölkerung als „Fußstapfen des weißen Mannes“ bezeichnet.
Feldsperling Passer montanus
Andreas Trepte (CC BY-SA 2.5, wikimedia.org)
Status
Indigen
Verbreitung
Nordafrika,Europa und weite Teile Asiens bis nach China, Japan und Südostasien, wo er an Stelle des hier fehlenden Haussperlings auch als Stadtvogel auftritt.Eingeführt u.a. in Nordamerika, Australien, den Kanarischen Inseln und den Philippinen.Ansiedlungsversuche außerhalb des natürlichen Verbreitungsgebietes waren deutlich weniger erfolgreich als beim Haussperling.
Vorkommen in Deutschland
Der Feldsperling gehört zur indigenen Vogelfauna Mitteleuropas und wird z.B. in Konrad Gessners Vogelbuch aus dem Jahr 1554 abgebildet und beschrieben.
Ausbreitungsweg
Als Bewohner von Wald- und Feldrändern, Hecken, Gärten und Siedlungsrändern hat der Feldsperling in der Vergangenheit von der Rodung der Wälder und der Zunahme der Landwirtschaft profitiert. Mittlerweile leidet er wie zahlreiche andere Vogelarten aber unter der Intensivierung der Landwirtschaft mit ihrem hohem Pestizid- und Düngeeinsatz mit all ihren negativen Folgen für die Verfügbarkeit von Wildsämereien und Insekten. Er wird daher auf der Vorwarnliste der Roten Liste geführt.
Lebensweise
Höhlenbrüter, der auf ein entsprechendes Angebot natürlicher Baumhöhlen Nistkästen oder Gebäudenischen angewiesen ist. Ernährt sich von Wildsämereien und Getreide und benötigt für die Jungenaufzucht zahlreiche Insekten und ihre Entwicklungsstadien. Im westlichen Teil seines großen Verbreitungsgebietes ist der Feldsperling weniger eng an menschliche Siedlungen gebunden als der Haussperling, hat aber von der Ausbringung von Nistkästen profitiert.
Auswirkungen auf den Menschen
Als vermeintlicher Ernteschädling wurde der Feldsperling auch in China bei einer landesweit organisierten Maßnahme im Jahr 1958 millionenfach vergiftet, gefangen oder zu Tode gehetzt. Die zeitlich darauffolgenden Ernteverluste durch Schadinsekten und Hungersnot wurden auf das Fehlen der Feldsperlinge zurückgeführt.
Quellenangabe
Glutz von Blotzheim, U. (Hrsg.) (1997). Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 14/I Passeriformes (5. Teil): Passeridae – Vireonidae, Sperlinge, Vireos und Verwandte. AULA-Verlag, Wiesbaden.
Springer, K. B., Kinzelbach R. K. (2013). Das Vogelbuch von Conrad Gessner (1516-1565). Springer Spectrum, Berlin, Heidelberg.
Schwarzer Moderkäfer Ocypus olens
Schwarzer Moderkäfer
(Hubert Höfer)
Schwarzer Moderkäfer
(Hubert Höfer)
Status
indigen
Verbreitung
Europa
Vorkommen in Deutschland
Der Schwarze Moderkäfer Ocypus olens (Müller) kommt in ganz Deutschland, vorwiegend in Wäldern des Südwestens und Mitteldeutschland vor.
Lebensweise
Der 22-32 mm große Käfer ist zwischen Mai und September aktiv. Er versteckt sich tagsüber unter Steinen, Totholz und Laub und ist auch fliegend unterwegs. Er ernährt sich unter anderem von Insekten, Larven, Regenwürmer sowie Schnecken, die er mithilfe seiner starken Mandibeln zerkleinern kann. Sowohl der erwachsene Käfer als auch seine Larven leben räuberisch.
Quellenangabe
Harde, K.W.; Helb, M. (2021): Der Kosmos Käferführer (Mit Kosmos mehr entdecken 8. Auflage, vollständig überarbeitet und erweitert). Stuttgart: Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, S.164.
Stichmann, W.; Kretzschmar, E. (2005): Der Kosmos-Tierführer. Über 1300 Farbfotos (Kosmos-Naturführer, 3. Auflage). Stuttgart: Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, S.398.
Willner, W. (2013): Taschenlexikon der Käfer Mitteleuropas. Die wichtigsten Arten im Porträt (Quelle-&-Meyer-Taschenlexikon, 1. Auflage). Wiebelsheim: Quelle & Meyer, S.356.
Zahradnik, J. (Hrsg.) (1985): Käfer Mittel- und Nordwesteuropas. Ein Bestimmungsbuch für Biologen und Naturfreunde. Hamburg: Parey, S. 134.
Wildkatze Felis silvestris
Bildagentur Zoonar GmbH (Standardlizenz, shutterstock.com)
Status
Indigen
Verbreitung
Ursprünglich weit in Europa verbreitet, inzwischen auf fünf Areale zurückgedrängt, darunter ein Gebiet, das sich Frankreich, Deutschland, Luxemburg und Belgien teilen.
Vorkommen in Deutschland
In Deutschland leben inzwischen wieder einige Tausend Wildkatzen, unter anderem in der Eifel, im Hunsrück, Pfälzerwald, Hainich und im Bayerischen Wald.
Ausbreitungsweg
1912 galt die Wildkatze in Baden-Württemberg als ausgerottet, erste sichere neue Nachweise waren zwei Totfunde 2006 und 2007 bei Breisach. Inzwischen sind die Wälder im Rheintal wieder besiedelt, ebenso die Vorbergzone des südlichen Schwarzwaldes und die Stromberg-Region.
Lebensweise
Die Wildkatze benötigt abwechslungsreich strukturiertes Gelände mit einem hohen durch Hecken verbundenen Waldanteil. Baum- und Wurzelhöhlen sind wichtig für die Aufzucht der Jungtiere. Der Pirsch- und Ansitzjäger ernährt sich überwiegend von kleinen Nagetieren.
Maßnahmen
Die Wildkatze gilt in Deutschland als gefährdet (Rote Liste: 3) und ist ganzjährig geschützt. Um die weitere Ausbreitung zu fördern, werden baum- und gebüschreiche Korridore zwischen Waldgebieten angelegt.
Sonstiges
Die fruchtbaren Kreuzungen zwischen Wildkatze und Hauskatze können eine Gefahr für die Wildkatzenpopulation darstellen.
Nosferatu-Spinne Zoropsis spinimana
Zoropsis spinimana, Weibchen bewacht Kokon
Weibchen auf ihrem Kokon
die für Kräuselspinnen typische weiße Spinnseide
Männchen von Zoropsis spinimana
Status
In Europa indigene Art in Ausbreitung
Verbreitung
Europäischer Mittelmeerraum, inzwischen bis Norddeutschland, im Osten bis Wien vorgedrungen
Vorkommen in Deutschland
Erste dokumentierte Funde von Zoropsis spinimana nördlich der Alpen datieren von 1994 aus Basel. Der erste Nachweis für Deutschland stammt von 2005 aus Freiburg im Breisgau, von 2008 ist der erste am SMNK belegte Fund in Karlsruhe.
Ausbreitungsweg
Die zunehmenden Beobachtungen der auffälligen Art erfolgten, gut sichtbar im Atlas der Spinnentiere Europas, überwiegend entlang der Süd-Nordachse des Rheins und seiner Nebenflüsse, vermutlich durch Verschleppung von Spinnen und Kokons mit menschlichen Verkehrs- und Transportmitteln (z.B. Containern). Die Art wurde inzwischen auch in den USA und Georgien gesichtet.
Lebensweise
In den warmen Ursprungsgebieten leben die nachtaktiven Spinnen an vertikalen Strukturen wie Bäumen und Felsen, regelmäßig auch im Siedlungsbereich. Weibchen legen im Winter ca. 20-50 Eier in Kokons, die an festen Untergründen befestigt, tagsüber bewacht werden. Nach Verschleppung scheint sich die Art leicht zu etablieren, in kühleren Gebieten vielleicht zunächst in Gebäuden, woher die meisten Meldungen im Ausbreitungsgebiet bisher stammen. Das kann aber auch daran liegen, dass die Spinnen tagsüber in Verstecken unsichtbar bleiben und nachts v.a. an Wänden und Decken beleuchteter Räume beim Jagen auffallen. Inzwischen werden zunehmend auch Funde aus dem städtischen Freiland gemeldet, z.B. aus in Parks aufgehängten Vogelnistkästen.
Auswirkung auf Ökosysteme
Kräuseljagdspinnen könnten z.B. in Gebäuden für die ähnlich große Hausspinne Konkurrenten oder Räuber darstellen, die allerdings in ihren Netzen gut geschützt sind. Über Auswirkungen auf die Spinnengemeinschaft ist bisher nichts bekannt.
Auswirkungen auf den Menschen
Die Nosferatu-Spinne gehören zu den wenigen Arten, die mit ihren Giftklauen die menschliche Haut durchdringen können. Der Biss ist für Menschen aber in der Regel ungefährlich. Nach ersten sorgenvollen Nachfragen erfolgen in jüngster Zeit viele wohlwollende Meldungen zu der Art. Eventuell wirken die Spinnen aus menschlicher Sicht positiv auf das Stadtökosystem, indem sie die Populationen der inzwischen im süddeutschen städtischen Umfeld sehr häufig gewordenen Bernsteinschabe (Ectobius vittiventris) in und an Gebäuden kontrollieren.
Maßnahmen
Monitoring und Beobachtungen zu Freilandpopulationen, Aufnahme von Biss-Ereignissen und -Wirkungen
Quellenangabe
Bertlich, I., Enk, A., Haenssle, H. A., Höfer, H. & Haus, G. (2018): Clinical Letter: Extensive local reaction after bite of the Mediterranean spider Zoropsis spinimana. – Journal der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft 1–3.
Hänggi, A., Bolzern, A. (2006): Zoropsis spinimana (Araneae: Zoropsidae) neu für Deutschland – Arachnologische Mitteilungen 32: 8-10
Hänggi, A., Zürcher, I. (2013): Zoropsis spinimana – eine mediterrane Spinne ist in Basel (NW-Schweiz) heimisch geworden – Mitteilung der Naturforschenden Gesellschaften beider Basel 14: 125-134
Hänggi, A., Inches, S. & Brunner, S. (2020): Zoropsis spinimana - eine gebietsfremde Spinnenart aus dem Mittelmeerraum besiedelt auch Vogelnistkästen. – Ornithologischer Beobachter 117: 2–6.
Sonstiges
Weblinks
Arachnologische Gesellschaft
https://arages.de/spinnenwissen/neubuerger
SMNK
https://www.smnk.de/forschung/zoologie/wissenswertes/kraeuseljagdspinnen
Araneae Mitteleuropa
araneae.nmbe.ch/data/1319/Zoropsis_spinimana
Atlas der Spinnentiere Europas
Rotbuche Fagus sylvatica
Rudolf Schäfer (CC BY-SA 2.0, flickr.com)
Rudolf Schäfer (CC BY-SA 2.0, flickr.com)
Status
Indigen
Verbreitung
Weitverbreitet in Europa, außer in Gebieten mit sehr kaltem kontinentalen oder heißem mediterranen Klima.
Vorkommen in Deutschland
Flächig verbreitet, häufigste Laubbaumart in Deutschland. Ohne Einfluss des Menschen wären Buchenwälder heute der vorherrschende Waldtyp in Mitteleuropa. Vielfach durch Fichten- und Kieferforste oder durch angepflanzte Ahorne, Eschen und Stieleichen ersetzt.
Lebensweise
Sommergrüne, 40 m hoch werdende Schattenbaumart. Die graue Rinde ist auch im Alter glatt. Blüht von April bis Mai und wird durch den Wind bestäubt. Ihre Früchte, die Bucheckern, werden im Herbst reif. Sie wächst vorwiegend auf lockeren Lehmböden in sommerfeuchter Lage. Verträgt keine Staunässe.
Auswirkung auf Ökosysteme
Zahlreiche Tiere, Pilze und Pflanzen sind an intakte, großflächige Buchenwälder gebunden. Die ölreichen Bucheckern werden von Vögeln und Säugetieren gefressen. Buchen leiden zunehmend unter den steigenden Temperaturen und sterben bei langanhaltenden Dürren ab.
Nutzanwendung
Das Holz wird zu Möbeln, Sperrholz und Parkett verarbeitet; gutes Brennholz. Zierformen wie die Blutbuche sind beliebte Parkbäume.