Exportiert
Die Verbreitung von Organismen verläuft über ein weltumspannendes Netz aus Reise- und Handelsrouten. So gelangen auch aus Mitteleuropa heimische Arten in andere Teile der Welt. Hier unauffällig, gehören nicht wenige davon in ihrer neuen Heimat zur Gruppe der invasiven Neobiota, so Rothirsch, Rotfuchs, Kaninchen und Star, die Gemeine Wespe und der Blutweiderich. Europäer tragen schon seit Jahrhunderten durch Überseehandel und Auswanderung in ferne Länder zu diesem Artenaustausch bei. Ausgewanderte wollten in der Fremde das Gefühl von „Heimat“ haben, aber auch europäisches Wild vor der Flinte.
Rothirsch Cervus elaphus

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Status
Indigen in Deutschland, Neobiont in Importländern, zum Teil invasiv
In Deutschland
Heute nur lückenhafte Verbreitung in Deutschland und Baden-Württemberg.
Ausbreitungsweg
Als Jagdwild seit Mitte des 19. Jahrhunderts z. B. in Australien, Neuseeland, Chile, und Argentinien eingeführt.
Lebensweise
Rothirsche sind sehr anpassungsfähig und besiedeln verschiedene Lebensräume von Moorlandschaften über Laub- und Fichtenwälder bis zur Macchia-Vegetation im Mittelmeerraum. Männchen und Weibchen mit Nachwuchs bilden außerhalb der Paarungszeit getrennte Herden.
Auswirkung auf Ökosysteme
In großer Zahl beeinflussen Rothirsche durch den Verbiss von Jungbäumen und das Schälen von Rinden die Waldregeneration und Vegetationsstruktur und fördern in Hanglagen Bodenerosion. Mancherorts Nahrungskonkurrenz mit anderen Großsäugern. Wird zu den 100 gefährlichsten invasiven Neobiota gezählt.
Auswirkungen auf den Menschen
Wirtschaftliche Verluste in der Forstwirtschaft, aber wichtiges Jagdwild.
Maßnahmen
In Neuseeland Bestandsregulierung durch Abschuss und Einrichten von Hirschfarmen, auf denen Rothirsche als Nutztiere zur Fleischgewinnung gehalten werden.
Brauner Fichtenbock Tetropium fuscum

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Status
Auswanderer
Verbreitung
Natürlicherweise in weiten Teilen Europas, seit 1990 in Nova Scotia, Kanada etabliert. Einzelfunde wurden auch aus in Japan und Westsibirien gemeldet.
Ausbreitungsweg
Verschleppt durch Holz in Form von Kisten und Paletten.
Lebensweise
Der Braune Fichtenbockentwickelt sich in Europa hauptsächlich in geschädigten Nadelbäumen. Es tritt nur eine Generation pro Jahr auf. Das Weibchen legt bis zu 100 Eier in die Borken von Nadelbäumen. Die Larve entwickelt sich unter der Rinde und frisst sich zur Verpuppung etwa 4 cm tief ins Splintholz.
Auswirkung auf Ökosysteme
In Europa unauffällig, in Kanada werden auch gesunde Bäume befallen, was langfristig Auswirkungen auf die Zusammensetzung und damit die Ökologie des Waldes haben kann.
Auswirkungen auf den Menschen
In Europa unbedeutend. In Kanada Auftreten als Forstschädling, da auch gesunde Bäume befallen werden und das Holz durch die Fraßgänge entwertet wird.
Maßnahmen
In Kanada lokaler Nachweis von Vorkommen durch Pheromon-Fallen und Bekämpfung durch Schreddern befallenen Holzes.
Quellenangabe
Niehuis, M. (2001): Die Bockkäfer in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Marienkäfer, Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz e.V., 604 pp.
Breitwegerich, Großer Wegerich Plantago major

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Status
Indigen oder Archäobiont in Deutschland, Neobiont in vielen Ländern
Verbreitung
Ursprüngliche Verbreitung euro-asiatisch, inzwischen weltweit als Neobiont in der warm-gemäßigten Klimazone vorkommend.
In Deutschland
Pollennachweise aus dem 4. Jahrtausend v. Chr.; weit verbreitet und häufig von der Tiefebene bis in die Höhenlagen der Alpen auf über 2.000 m.
Ausbreitungsweg
Die Früchte haften bei Nässe durch Bildung einer Schleimschicht an Schuhen, Rädern oder Tierfellen.
Lebensweise
Die Blätter der ausdauernden sommergrünen Staude formen eine Rosette am Boden. Ein Wurzelstock dient als Überdauerungsorgan. Die Pflanze ist sehr widerstandsfähig und wächst auch in Pflasterritzen und auf verdichteten, häufig betretenen, sonnigen Flächen.
Auswirkung auf Ökosysteme
Obwohl zahlreiche Bestände im Siedlungsbereich bildend, nicht invasiv. Wird als Futterpflanze von Wildtieren genutzt.
Auswirkungen auf den Menschen
Junge Blätter essbar. Saft oder Brei der Blätter wurden als entzündungshemmendes und Juckreiz stillendes Heilmittel genutzt. Die vom Wind verbreiteten Pollen lösen vielfach Heuschnupfen aus.
Sonstiges
Der Breitwegerich wurde in Nordamerika von der indigenen Bevölkerung als „Fußstapfen des weißen Mannes“ bezeichnet.
Gemeine Schnauzenschnecke Bithynia tentaculata

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Status
Indigen in Europa, invasiver Neobiont In Nordamerika
Verbreitung
Natürlich in weiten Teilen Europas verbreitet, eingeführt in Nordamerika. Früheste Sichtung in den USA 1871 im Lake Michigan
Ausbreitungsweg
Wahrscheinlich über Schiffstransporte im Ballastraum. Natürliche Ausbreitung über Wasservögel.
Lebensweise
Die Gemeine Schnauzenschnecke besiedelt Süßwasserteiche, seichte Seen, Flüsse und Kanäle. Sie ernährt sich von Algen im Aufwuchs auf Steinen und filtriert Schwebealgen aus dem Wasser. Die Schnecken sind getrenntgeschlechtlich. Pro Gelege legt das Weibchen ca. 20 – 40 Eier an Steine oder Holz.
Auswirkung auf Ökosysteme
Verdrängt einheimische Schneckenarten und überträgt für Wasservögel tödliche Parasiten (Saugwürmer).
Auswirkungen auf den Menschen
Besiedlung und Verschmutzung von Trinkwasserreservoiren
Maßnahmen
Keine